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Atzendorf

Atzendorf gehört zum Ortsteil Geusa der Stadt Merseburg in Sachsen-Anhalt. Es liegt im kleinen Tal des Kliabaches, welcher in die Geisel mündet.

Ortsgeschichte

Der Ortsname Azendorpf ist erstmals im Hersfelder Zehntverzeichnis erwähnt. Der Ortsname dürfte vom Vornamen 'Azo' abgeleitet worden sein, wäre demnach eine fränkische Gründung, könnte aber genauso slawischen Ursprungs unter fränkischer Regie sein. Der Ortsname erscheint im Mittelalter auch als Aczendorf, Azindorf oder Asendorf.

Das Dorf selbst präsentiert sich als Straßendorf, offensichtlich aus karolingischer Zeit, in welchem im Norden und Südosten offensichtlich zwei ältere kleinere Dörfer einbezogen wurden, in dem südöstlichen davon, weit abgelegen vom eigentlichen Ortskern und fast schon außerhalb des Dorfes, befindet sich die Kirche. Hier ist offensichtlich ein alter Weiler oder ein Platzdorf der ehemalige und damit wohl germanische Ursprung des Ortes.


Das gleichnamige Adelsgeschlecht "von Atzendorf" hatte hier seinen Stammsitz. Erstmals wird 1435 ein Conrad von Atzendorf genannt. 1509 werden Thomas und Oswald von Atzendorf genannt. Das Dorf stand zu einem Großteil unter Gerichtsbarkeit des Domprobstes, ein kleinerer Teil aber unter dem des Rittergutes Geusa, zwei Häuser sogar unter dem des Rittergutes in Runstädt

Der Merseburger Domprobst Johannes und seine Brüder Gero und Amelng hatten der Kirche zu Merseburg in Atzendorf Güter geschenkt. Kaiser Lothat und Konrad II. bestätigten den Besitz in einer Urkunde vom 15.Oktober 1146. 1167 übereignet Kaiser Friedrich I., der berühmte Kaiser Barbarossa, die selben Gützer nebst Hörigen und alles was dazu gehört, welche Bischof Johann von Merseburg auf dem Reichstage zu Würzburg an ihm verschrieben hatte. Der Patron der Kirche zu Atzendorf was Dionysius, in Kalenderarium der Merseburger Kirche wird das 'allodium in Azindorf' erwähnt, welches der Merseburger Bischof Johannes gegeben habe. Dieses 'allodium' ist das Domprobsteigut, welches dicht bei der Atzendorfer Kirche St.Dionysius gelegen ist. Dieses Gut erkaufte erblich im Jahre 1429 ein gewisser Ditrich Hugil für 120 Gulden von der Merseburger Domprobstei. Zum Gut gehörten neben Hof und Vorwerk 6 Hufen Land, Wiese, Garten, Weiden und auch Teiche. Gute hundert Jahre später verkaufte Ritter Ulrich Bock von Geusa die Gerichtsbarkeite über Atzendorf an das Merseburger Domkapitel, von welchen er es in Lehen gehabt hat. 1333 dann lässt Graf Burchard von Mansfeld sich von seinem Vetter Gevehard, dem Merseburger Bischof, sich das Lehen von 4½ Hufen und 2½ Häusern zu Atzendorf übereignen, zwei Jahre später folgen noch einmal 2 Hufen und ½ Hof. 1497 verkauft ein Bendictus Gebauer, vermutlich der Besitzer des Atzendorferr Domprobsteigutes, an den Merseburger Bischof Thilo einen Werder, Wiesen und eine ½ Hufe Landes bei Ratmarsdorf. Im 19. Jahrhundert war dieses Gut im Besitz der Familie Kunze.

1950 erfolgte die Eingemeindung nach Geusa, mit Geusa zusammen 2010 die Eingemeindung nach Merseburg.



Die Kirche


Die einschiffige, rechteckige Saalkirche St. Dionysios in Atzendorf wurde aus massivem Kalk-Sandstein ca. im 11. Jahrhundert erbaut und ist romanischen Ursprungs. 1695 erfolgte ein Neubau, wobei nur Teile der alten Kirchenmauern übernommen wurde, vor allem die Ostwand. 1912 wurde das Kirchengebäude unter Benutzung älterer Teile erneuert. Drei Fenstergruppen in der Ostwand des Kirchenschiffs stammen aus dem 17. Jahrhundert. Im Innenbereich des Gebäudes befindet sich ein mit Sternen verziertes hölzernes Tonnengewölbe. Die ebenfalls hölzernen Emporen zeigen in den Brüstungsfeldern barocke Rankenmalereien und Schrifttafeln. Im Gegensatz zum hohen Krüppelwalmdach des Schiffes, wirkt der Querturm mit seinem kleinen Walmdach eher gedrungen.

Der Altar aus dem Jahre 1695 zeigt Gemälde der Kreuzigung und Auferstehung Christi sowie des Hl. Abendmahls. Ein sechseckiger Taufstein in Pokalform aus dem 16./17. Jahrhundert ist eine weitere Besonderheit der Kirche. Wohl auch die Kanzel und das Ältestengestühl entstammt dieser Zeit. Mehrere Grabsteine aus dem 17. und 18. Jahrhundert säumen die äußere Kirchenwand. Einer der Glocken stammt aus dem Jahre 1496 und ist damit einer der ältesten der Region.



Gräber und Grabhügel

In der Atzendorfer Flur ist im 19. Jahrhundert ein Grab freigelegt worden, in welchen große Henkelurnen gefunden wurden. Das Grab war mit einer gewaltige Grabplatte zugedeckt, die Bauern haben diese dann zerschlagen, ganze neun Wagenladungen davon hatten sie abzufahren.

Ein möglicher Grabhügel ist der Katzenhügel an der Gemarkunggrenze zu Merseburg, etwa in der Mitte der Straße Geusa-Merseburg. Zur Kiesgewinnung wurde dieser abgetragen, wobei man aber keine Funde machte.

Ein dritter Hügel, der Arthügel befindet sich nördlich Atzendorf. Dieser wurde nach dem 2.Weltkrieg wegen der Anlage eines Sportplatzes abgetragen.1955 wurde dort eine weitgehend zerstörte, beigabenlose Bestattung geborgen.





Quelle: Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016

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