Franklebenseiten

 



Die Kirche von Frankleben

Die Dorfkirche St. Martini zeigt sich heute als verputzter Bruchsteinbau des 17. Jahrhunderts. Die Ursprünge der Kirche sollen aber bis ins 8. Jahrhundert zurück reichen. Damals kann hier aber kaum mehr als ein Holzbau gestanden haben.

Wann die steinerne Kirche erbaut wurde ist unbekannt, wahrscheinlich wie viele der anderen der Region im hohen Mittelalter. 1647 musste die Kirche aber neu erbaut, wohl war der Vorgängerbau im Dreißigjährigen Krieg zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Kirchenbuch vermeldet für dieses Jahr auch die Nutzung eines neuen Taufsteines.

1697 wurde der Kirchturm neu errichtet. Dabei verstarb, wie das Kirchenbuch vermeldet, Andreas Meißner, Zimmermann aus Groß Kayna: 'als er den Kirchturm zu Frankleben richten wollte, fiel er von der Mauer durch das Gerüst, dabei sein Leib dermaßen zerschmettert, das er nach einer Stunde verstarb. Auf Kirchenkosten begraben.'.

Die Kirche selbst wurde zwischen 1732 und 1735 durch Johann Christian Trothe nach einem Entwurf von Johann Michael Hoppenhaupt I. und dem Dresdner Architekten Wagner durchgreifend barockisierend umgebaut, und erschien nach Fertigstellung als Saalkirche mit abgewalmten Mansardendach.

An den Längsseiten befinden sich jeweils ein Vorbau, in welchen sich eine Begräbnisstelle bzw. Sakristei befinden. Der Westturm besitzt einen quadratischen Unterbau, einen achteckigen Oberbau und eine zwiebelartige Turmhaube. Im inneren hat der Turmraum eine flache Decke mit Linienstukkatur, über einen schmalen Gesims. Der Saalraum des Kirchenschiffes hat ein Muldengewölbe über einen kräftigen Gesims, bei ähnlicher Linienstukkatur.

Die Inneneinrichtung entstammt der Zeit des barocken Umbaues, wobei die Orgel wohl ein gutes Jahrhundert später erst eingebaut wurde. Im Westen des Saales thront eine dreiseitige, in der Mitte vorschwingende und an der Brüstung in Rokokoformen verzierte Empore. Der hölzerne Kanzelaltar stammt von dem Weißenfelser Hofbildhauer Johann Gottfried Griebenstein. Der Altar, der die ganze Raumbreite einnimmt, zeigt an beiden Seiten Durchgänge, über welchen sich noch Emporen befinden. Der eigentliche Altarteil ist eher schlicht gehalten: ionische Säulen, gestaffelter Giebelaufsatz ohne figürlichen Schmuck über dem Gebälk. Das geschnitzte Altarkreuz stammt aus dem I. Viertel des 17. Jahrhunderts. Die Taufe aus Sandstein von 1734 ist ebenfalls von Johann Gottfried Griebenstein erstellt. Die achteckige Schale zeigt Engelsflüchte und Medaillons auf den Schultern eines hockenden Engels. Die Orgel des Naumburger Orgelbaumeister Beyer aus dem Jahre 1832 zeigt ein barockes Prospekt. Die Glocken sind etwas älter, sie entstanden zwischen 1700 und 1705. Generell wirkt diese Kirche im deutlich prunkvoller als die meisten anderen Kirchen der Gegend, was wohl dem Umstand seiner Bedeutung als Kirche derer von Boses zu verdanken ist.

An der Nord- und Südseite des Kirchensaales befinden sich zwei gegenüberliegende zweigeschossige Einbauten mit geschnitzten Prospekten. Im oberen Teil befinden sich Patronatslogen, im unteren südlichen Teil die Sakristei im nördlichen die Familiengruft derer von Bose, die noch eine flache Stuckdecke aufweist. In der nördlichen adligen Begräbnisstelle befindet sich das Grab des hiesigen Junkers Christoph Friedrich Bose der Jüngere (1664-1741) und seiner Frau Charlotte Johanne. Dieser Adlige, aus einem uralten und regional bedeutenden Geschlecht abstammend, hatte 1732 den barocken Umbau der Kirche veranlasst und galt als einer der progressiven Adligen seiner Zeit. Da er die Verschwendungssucht des Dresdner Hofes kritisierte geriet er in Konflikt mit dem König und landete am Ende als Staatsgefangener auf der Pleißenburg, wo er auch verstarb.

Der sich im Westen der Kirche befindliche Kirchturm dürfte das älteste Teil der Kirche sein. Der untere quadratische Teil des Turmes ist in das 16. Jahrhundert zu datieren, dürfte aber auf den Grundmauern eines hochmittelalterlichern Turmens stehen. Der obere, eindeutig barocke, achteckige Teil ziert die Jahreszahl 1697. Ursprünglich wurde der Turm von einer eleganten Schieferhaube gekrönt. Am 14. April 1945 wurde der Turm durch US-Artillerie zerschossen, auch das Kirchenschiff erlitt Beschädigungen. Die „Welsche Turmhaube" wurde 1949 in Höhe und Form stark reduziert wieder aufgebaut wurde, die Renovierung des Inneren folgte 1952/53.

Die unweit des einstigen Unterhofes gelegene Pfarre wurde 1691 von Grund auf neu erbaut und später mehrmals baulich verändert.

Als letzter katholischer Pfarrer vor der Reformation, amtierte in Frankleben ein Baltzar Weigkart, welcher vorher Predigermönch in Coburg war. Er war papsttreu eingestellt, wie auch sein Patronatsherr, der Pfarrer aus Geusa, und seine Lehns- und Gerichtsherren Hans von Bose aus Oberfrankleben und Dietrich von Bose aus Unterfrankleben. Jedoch gab es im Dorfe eine Anzahl von Leuten, die heimlich der neuen Lehre zugetan waren. Diese hatten von Handels- und Fuhrleuten, die in den beiden Gasthöfen häufig übernachteten, viel von Luther gehört. Sie bedauerten es, dass ihnen ihr Pfarrer nicht aus der Bibel vorlas und keine Predigten in deutscher Sprache hielt, sie die 10 Gebote und das Vaterunser nicht lehrte und das heilige Abendmahl nicht in beiderlei Gestalt reichte. Besonders ärgerlich fanden es die Franklebener, dass ihr Pfarrer Weigkart eine Köchin bei sich hatte. Bekanntlich mussten die katholischen Pfarrer ja unverheiratet bleiben und waren so gezwungen, sich zur Führung des Haushaltes eine Köchin zu nehmen. Daran hätten sicher auch die Franklebener keinen Anstoß genommen, wenn nicht schlimmere Dinge geschehen wären. Der Pfarrer von Kreypau hatte auch eine Köchin bei sich, die ihm 6 Kinder geboren hatte. In dieser Beziehung stimmte wohl auch bei dem Pfarrer Weigkart etwas nicht, was auch dem Hans von Bose auf Oberfrankleben, Anlass zu bitterer Klage gab. Letzterer war, wie auch sein Vetter Dietrich, übrigens vollkommen davon überzeugt, dass gewisse Missstände, die sich auch in der Franklebener Kirche eingeschlichen hatten, auf alle Fälle beseitigt werden sollten. Sie waren dabei aber der Ansicht, dass dies durch die Obrigkeit erfolgen sollte und nicht durch einen aus dem Kloster entlaufenen Mönch, wie es Luther war.

Aber wenig später wurde auch im Stift Merseburg die Reformation eingeführt. Die Vertreter Franklebens mussten am 15.10.1544 vor den Visitatoren in Merseburg erscheinen. Mit dem armen Pfarrer Weigkart ging man hart ins Gericht: Er zeigte sich dabei so unwissend, dass er nicht Geistlicher von Frankleben bleiben konnte. Ein Teil der Franklebener mochte den Pfarrer, ein Teil nicht. Auf die Frage, ob sie katholisch bleiben oder evangelisch werden wollten, antworteten sie: „Uns ist das ganz egal - wenn unsere Obrigkeit will, dass wir katholisch bleiben sollen, dann bleiben wirs, wenn sie aber will, dass wir evangelisch werden, so sind wir damit auch einverstanden." Als wenn das einfache Volk damals so was hätte mit entscheiden dürfen! Da sich zwischenzeitlich auch die von Boses für die evangelische Lehre entschieden hatten, war die Reformation in Frankleben damit eingeführt. Demnach musste man in Frankleben das Reformationsfest immer am 15.10. eines Jahres feiern. Zu dieser Zeit bestand die Franklebener Pfarre aus Haus, Hof und einem kleinen Gärtchen. Zum Einkommen des Pfarrers gehörten allerlei Naturalabgaben der Einwohner, Ackerland hatte die Franklebener Pfarre vermutlich nicht. Im Vergleich zu anderen Pfarren war sie eher schlecht ausgestattet. Deshalb schlugen die Visitatoren zur Franklebener Pfarre noch die von Reipisch und Runstädt dazu. Reipisch gehörte davor zu Naundorf, hatte aber ehemals eine eigene Pfarrei, Runstädt hatte bis zur Reformation einen eigenen Pfarrer.




Quelle: Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016

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