Langeneichstädtseiten

 

 



Ortschronik

Langeneichstädt liegt westlich von Merseburg im Tal der Stöbnitz, welche hier eigentlich korrekter Weise Schwarzeiche (nicht zu verwechseln mit der Schwarzeiche, die zwischen Niedereichstädt und Oberwünsch entspringt) heißt, auf einer Höhe von 165 m über NN. Niedereichstädt ist der östliche Teil, Obereichstädt der westliche Teil des Ortes. Eine topographische Trennung beider Orte gab es niemals, nur ein schmaler Saum schied sie voneinander. Interessant ist, dass von diesem Saum ein Weg zur alten Warte führt. Beide Orte scheinen unabhängige Gründungen zu sein, wahrscheinlich infolge hier wechselnder Grenzen zwischen dem Bistum Merseburg und dem von Halberstadt. Bei mittelalterlichen Streitigkeiten mit anderen Gemeinden oder mit Adligen traten Ober- und Niedereichstädt oft gemeinsam auf.



Auf der Ebene nördlich von Langeneichstädt fand um 575 wahrscheinlich eine Schlacht zwischen hier ehemals zeitweise ansässigen Sachsen und einem Stammesgemisch von jetzt hier Ansässigen statt, letztere gewannen. Das Land war aber seit 531 schon sächsisch und blieb es auch noch einige Zeit. Es siedelten hier wohl seit gut vier Jahrzehnten schon Sachsen, aber wohl erst Jahrzehnte nach der Schlacht war die Landschaft auch stärker sächsisch geprägt.

Langeneichstädt wird erstmalig im Jahre im Hersfelder Zehntverzeichnis als „Ehstat" erwähnt. In diesem wichtigen Dokument ist von besonderer Bedeutung, dass eine Zugehörigkeit zu Querfurt (899 „Curnfurdeburg", 979 „Cornfurdeburg") zu dieser Zeit nicht bestätigt werden kann. Vermutlich ist der Ort mit dem Namen „Ehstat" im südlichen Hassegau noch sehr viel älter. Der Name wird von der Ortsnamenforschung als thüringisch betrachtet, was eine Gründung in die Jahre vor 531 einordnet. Er dürfte seine Herkunft von einer ehemaligen Lage inmitten eines Eichenwaldes haben, also altsächsisch 'ek=Eiche'. Nach einer weiteren Theorie vom indogermanischen 'ak=essen' im Sinne von 'Tiere weiden lassen'.

Genauere Betrachtungen gehen davon aus, dass das Thüringer Teilvolk der Angeln den Ort gründete. Im Hersfelder Zehntverzeichnis wird Eichstädt einmal erwähnt. Unklar ist auch, ob damals schon die Trennung zwischen Ober- und Niedereichstädt vorhanden war, und - wenn ja - welcher Ort der ältere ist, bzw. ob sie beide auch schon damals als Eichstädt bezeichnet wurden. Es ist aber anzunehmen das Niedereichstädt die ältere Gründung ist, da sich dort zu erst auch eine Kirche befand. Die Straßenanlage beider Orte vergleichbar und dürfte in ihren Hauptteilen aus der spätthüringischen Epoche stammen, wobei die Gehöfte zumeist nach fränkischer Art ausgerichtet waren. Beide Orte dürften sich aus einer Reihe von germanischen Weilern zu Beginn des frühen Mittelalters zu zwei Dörfern bzw. einem Dorf vereinigt haben. Im letzteren Fall haben vielleicht Lehensrechtliche Ansprüche das Dorf dann geteilt.

Im Jahre 1053 wird der Ort als „Achistide" erwähnt, 1197 als „Ekstede" bzw. 1205 und 1275 als „Ekenstede". Es gab im 13. Jahrhundert ein regional bedeutendes Adelsgeschlecht in Ekenstede. 1320 wird der Ort erstmals als „Eychstede" bezeichnet, 1370 dann auch zum ersten Mal als Langeneichstädt. Die Orte Obereichstädt, Niedereichstädt, Markteichstädt werden 1467 erstmals getrennt urkundlich erwähnt. Nach außen hin, z.B. bei Grenzstreitigkeiten mit Nachbargemeinden, trat die Gemeinden immer gemeinschaftlich auf. Da die Kirche in Niedereichstädt definitiv die ältere ist, dürfte das ursprüngliche 'Achistide' mit Niedereichstädt gleichzusetzen sein.

Mitte des 11. Jahrhunderts vermacht Erzbischof Adalbert zu Bremen, ein Mitglied der Wettiner, dem Benediktinerkloster zu Gosek 'Achistede', das heutige Eichstädt. Noch im 15. Jahrhundert hatte das Kloster hier Besitz am Getreidezehntund Kirchenpatronat. In den Jahren vor 1378 muss der Ort dann unter die Herrschaft der Edlen von Querfurt geraten sein, denen man nun den Zins schuldete. 1541 zahlte man den Zins an das Kloster Sittichenbach. Nicht alles Land gehörte in dieser Zeit Ortsansässigen, vor allem durch Erbschaften geriet immer wieder Land an Auswärtige. So besaß 1254 die Pfarrkirche von Schraplau Land in Eichstädt und 1589 hatte das Kloster Reinsdorf bei Nebra viel Besitz im Ort und betrieb hier sogar eine eigene Gerichtsstätte. 1496 wird der Herr von Watzdorf in Obereichstädt mit einer Hufe Landes belehnt.

Ende des 11. Jahrhundert residieren in Eichstädt die Edelherren von Eichstedt. Der erste war Eckard von Eichstedt, ein Sohn Timos von Schraplau. Man hat vermutet, dass ihre Burg auf dem nördlich von der Kirche St.Wenzeslaus in Niedereichstädt befindlichen Hügel gelegen haben könnte. Eine Feldkapelle, St. Maria virg. lag in dem wüsten Drosewitz (oder Droschwitz), die andere zu St. Georg in dem wüsten Zanzig (Zwanzig). Diese beiden Kapellen wurden in ihren Einnahmen zu einem Spital geschlagen, um Hausarmen zu helfen.

1465 entstand die Sage vom Römischen Rain durch Conrad Bornhake. 1539 erfolgte die Einführung der Reformation, Gregorius Pfeiffer ist anschließend der erste evangelische Pfarrer im Ort. Erstmalig wurde 1751 in den Kirchenbüchern eine Scheidung erwähnt.

Im Jahre 1753 wurden Markteichstädt und Niedereichstädt vereinigt. In den Kirchenbüchern von Niedereichstädt wurde in dieser Zeit eine Ortsbezeichnung als 'aufm Markt' genannt. Es ist anzunehmen, dass damit Markteichstädt gemeint war, da Markteichstädt keine eigene Kirche hatte. Um 1800 wurde wieder kurzzeitig ein Ortsteil Markteichstädt gebildet. 1937 wurden Ober- und Niedereichstädt zu Langeneichstädt vereinigt.




Quelle: Die Geiseltalchroniken, Steffan Bruns, Berlin 2016

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