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Ortschronik von Zütschdorf


Zützschdorf lag südwestlich von Merseburg im Tal der Geisel, und zwar südlich selbiger, etwas südwestlich von Wernsdorf. Ab 1956/57 erfolgte die Abbaggerung des Ortes. Heute liegt der Standort des ehemaligen Dorfes inmitten des Geiseltalsees, und zwar in der weiten östlichen Fläche, gut einen Kilometer nördlich des Braunsbedraer Ufers.

Ortsgeschichte

Die Erstnennung erfolgte als „Zibuchesdorph" im Hersfelder Zehntverzeichnis, welches um 838 entstand und auf Verleihungen Karls des Großen aus dem Jahre 777 fußt. Zwar ist diese Zuordnung umstritten, aber er wird in einer Reihe benachbarter Orte genannt. Die Etymologie des Namens gibt widersprüchliche Hinweise. Die Erstnennung 'Zibuchesdorph = Zum Busches Dorf', was man als 'das im Busch gelegene Dorf' übersetzen kann, lässt sich mit der natürlichen Umgebung in Eintracht bringen. 991 wird es hingegen als Zidici genannt (wenn damit nicht eher Zeuchfeld gemeint ist!?), was sich wieder nach einem slawischen Wort anhört. Andererseits wird Zibuchesdorph gelegentlich auch mit der in der Nähe gelegenen Wüstung Zaasdorf gleichgesetzt. Der Ursprung des Namens wird somit auch mit dem polnischen Wort 'czeczotka' (dt. Weidenzeisig) gleichgesetzt. Nach einer anderen Variante wird es von den slawischen Vornamen Sbych oder Sduch abgeleitet. Da das Dorf und seine Gemarkung recht klein ist, kann es sehr wohl eine slawische Ansiedlung gewesen sein, dies aber unter fränkischer Herrschaft, denn die Art der Ortsanlage spricht für eine fränkische Gründung. 1562 nennt man es dann Zutzsendorf, 1594 Zutschdorf.


Erstnennung des Ortes im Hersfelder Zehntverzeichnis

Dass Zütschdorf eine fränkische Gründung ist, erkennt man an seiner Anlage als Straßendorf mit geschlossener Bauweise. Hier wurden, wie auch in vergleichbaren fränkischen Gründungen, die Grundstücke in rechteckiger Form angelegt und die Häuser so errichtet, dass die Giebel zur Straße hin wiesen. Noch bis in jüngste Zeit wiesen die Häuser gut der Hälfte aller Grundstücke zur Straße hin. Am Dorfeingang befand sich das 'Ältestgut', es war das Gut des Anführers bzw. des Lokators der Gruppe, die sich hier niederließ. Er teilte den Siedlern die Grundstücke zum Hausbau zu, wohl auch einen Teil des Baumaterials. Darüber hinaus steckte er die Feldfluren ab und teilte sie ein, auch oblag ihm die Organisation der Verteilung der einzelnen Flurstücke, welche im Losverfahren verteilt wurden. Später wurde aus ihm der Richter des Dorfes, eine Mischung zwischen Dorfsheriff, Bagatellrichter und Bürgermeister, ein Amt, was nicht an eine Person, sondern an den Hof gebunden war. In größeren Dörfern wurde aus diesem Gut oft auch das Rittergut, andere Güter übernahmen dann die Richter- und Schöffentätigkeit.


Ortsanlage Zütschdorf 1905

Die Geisel hatte im Mittelalter auf der Strecke zwischen Neumark und Körbisdorf zwei Arme. Der südliche Arm, welcher später trocken fiel, führte an Zützschdorf vorbei und bildete die Grenze zu Benndorf. Durch die besondere Nähe zur Geisel war das Dorf zahlreichen Überschwemmungen ausgesetzt.

Im Jahre 991 schenkt Adilint, die Gemahlin Brunos von Querfurt, dem Kloster zu Goseck neben anderen Orten des südlichen Hassegaus auch Zidici (Zützschdorf oder Zeuchfeld). In der Gosecker Cronik wird für das 12. Jahrhundert der Besitz des Dorfes noch vermerkt,

Zütschdorf ist bis zur Neuordnung des Gerichtswesens im frühen 19. Jahrhundert der Patrimonial-Jurisdiktion in Goseck unterstellt. Kirchlich gehörte es seit alters her zu Benndorf, hatte wohl auch nie eine eigene Kirche, dafür aber ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert eine eigene Schule.

Eine ordentliche Straße hatte der Ort nie, die Dorfstraße hatte eine Schlackedecke, die nach Wernsdorf war kaum mehr als ein Feldweg. Daher gibt es zahlreiche Berichte von Fuhrwerken, die auf dieser Straße bei Schlechtwetter stecken blieben. 1915 erhielt das Dorf immerhin eine Wasserleitung, erst 1928 auch elektrisches Licht - als eines der letzten der Gegend. Immer mehr Bauern verkauften in diesen Jahren ihre Höfe an die Bergbauunternehmen, welche diese in Arbeiterunterkünfte umbauten. Sogar Ställe wurden dazu umgebaut. Wegen eines Erdrutsches bei Neumark im Jahre 1947 musste die Straßenbahntrasse neu verlegt werden, sie führte nun dicht an Zütschdorf vorbei, was in diesem Zusammenhang eine eigene Haltestelle bekam. 1952 wurde die Trasse aber neuerlich verlegt, nun war das Dorf weitab von der Straßenbahn.

1936 wurde Zützschdorf der Gemeinde Wernsdorf angeschlossen, 1950 kam es dann mit selbiger an Benndorf, wenige Jahre später wurden alle drei Orte Opfer des Braunkohlentagebaues.


Dorfstraße Zütschdorf 1905



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