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Die
Kirche von Naundorf
Die erste Naundorfer Kirche dürfte kaum mehr als eine Kapelle
gewesen sein, war aber wohl schon von Anbeginn aus Stein erbaut.
Schon bald, etwa ab 1200, aber erhielt das Dorf eine mächtige
Kirche, diese hatte auch einen im Grundriss rechteckigen Kirchturm,
der nur mit einem einfachen Satteldach gedeckt war. Damit stellte
sich die Kirche in dem wehrhaften romanischen Baustil da, wie die
meisten anderen Kirchen der Gegend, viele bis heute. 1731 bekam der
Kirchturm einen starken Riss und stürzte im Jahr darauf ein. 1745
begann man dann die alte Kirche umzubauen, von der ursprünglichen
aus dem hohen Mittelalter blieben aber noch Bauwerksteile erhalten,
wie der Chorabschluss und ein darin befindliches rundbogiges
Fenster. Der neue Kirchturm wurde aber gänzlich vollkommen neu
erbaut, aus einer nahezu quadratförmigen Basis verjüngte er sich
später in ein Achteck. Den Dachstuhl der Kirche erbaute
zunächstder Benndorfer Zimmermann Christian Böhme, der aber
während der Bauarbeiten verstarb, so dass ein Freyburger die
Arbeiten am Kirchturm beenden musste. Meister Johann Gottlob,
Schmied aus Merseburg leitete 1745 die Maurerarbeiten. Die
Ausstattung des Inneren übernahm Meister Johann Christoph Kästner
aus Merseburg. 1810 erhielt die Kirche eine neue Orgel, welche von
den Gebrüdern Gerhardt aus Kahla gebaut wurde.
Im Jahre 1300 erhielt der Pfarrer des benachbarten Benndorf
das Recht, für Naundorf einen Kaplan zu vocieren, damit endete
vorerst die kirchliche Unabhängigkeit Naundorfs. Zu Naundorf
gehörten einst auch Rottmannsdorf und wohl auch Zaasdorf, bevor
diese wüst fielen, aber auch Reipisch. Im Zuge der Reformation
hoffte Naundorf, Runstädt zu erhalten, da dies eine gut bestückte
Pfarrei war. An Reipisch war man nicht interessiert, denn diese
Pfarrei war schlecht dotiert. Aber es kam, ganz zum Ärgernis von
Naundorf, so, dass Reipisch und Runstädt als Filialkirchen an
Frankleben kamen. An der Zugehörigkeit von Naundorf zu Benndorf
änderte auch die Reformation nichts, wobei der Benndorfer Pfarrer
nun bald direkt Naundorf betreute. Die evangelischen Kirchenbücher
wurden bis 1800/15 noch gemeinsam mit dem benachbarten Benndorf
geführt. Nach 1945 wurde Naundorf die letzten Jahre vom Pfarrer in
Frankleben betreut.
Drei Glocken hatte die barocke Kirche von Naundorf, welche
jeweils zu Beginn der Weltkriege eingeschmolzen wurden, die letzten
Glocken wurden so nicht mal 20 Jahre alt. Die Bombardierungen des 2.
Weltkrieges, welche Naundorf, anders als Benndorf, kaum trafen,
verschonten auch die Kirche. Erst in den letzten Kriegstagen wurde
sie mit Artillerie beschossen, um den Turm zu zerstören. Es gab
zwar ein paar Granateinschläge, aber die Zerstörungen hielten sich
in Grenzen. Die Kirche wurde 1956 abgerissen, deren Schiefer
gedeckte barocke Turmhaube mit geschlossener Laterne schmückt
seitdem die Kirche von Friedensdorf (ehem. Kriegsdorf) in der Nähe
von Merseburg, welche im Krieg durch deutschen Beschuß zerstört
wurde. Die Turmhaube passte perfekt auf den neuen Kirchturm, das war
aber kein Zufall, denn, als die Naundorfer ihren Kirchturm bauten,
waren sie der Ansicht, dass der von Kriegsdorf ein sehr schönes
Vorbild sei und errichteten nach diesem ihren eigenen.
 Kirche
Naundorf
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