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Die
Verlegung der Friedhöfe von Benndorf, Wernsdorf und Naundorf
Dem Abbau der Braunkohle mussten auch die Friedhöfe zu
Benndorf, Wernsdorf und Naundorf weichen. Diese Arbeiten wurden
aufwändig organisiert, ist doch ein Friedhof eine ganz besondere
Stätte. Es galt, die gesetzlichen Vorschriften des
Bestattungswesens einzuhalten, wie auch den hygienischen
Vorschriften und den Belangen der Bevölkerung zu folgen. Die
ausgehobenen und wieder beigesetzten Leichen und Gebeine erhielten
neue Brettersärge. Bei Verstorbenen mit längeren Liegefristen
wurden Zubettungen auf Antrag der Hinterbliebenen gewährt. Soweit
die Grabstellen erhalten und gepflegt waren, wurden dieselben in den
aufzunehmenden Friedhöfen als Einzel- oder Wahlgrabstellen
eingekauft und gärtnerisch neu ausgestaltet. Die Gebeinsaushebungen
aus den eingeebneten und verfallenen Grabstellen wurden in
Sammelsärge aufgenommen und mittels Spezial-Lastkraftwagen nach den
Aufnahmefriedhöfen überführt.
Über die ausgehobenen Verstorbenen sind Sarg- und Namensregister
angefertigt, die alte und neue Grabstellenbezeichnung, Namen und
Vornamen, Sterbejahr und Sargnummer enthalten. Diese Register und
auch die dazugehörigen Lagepläne sind bei den zuständigen
Pfarrämtern, Standesämtern und Investträgern hinterlegt.
Im Frühjahr 1955 wurde der Friedhof von Benndorf umgebettet.
Es wurden insgesamt 1068 Leichen und Gebeine sowie 6 Urnen
ausgehoben und auf andere Friedhöfe, jedoch größtenteils nach
Frankleben und Neumark-Siedlung überführt. Die Aushebungsarbeiten
gestalteten sich äußerst schwierig, da der Friedhof durch Bomben
arg in Mitleidenschaft gezogen war. Die Ruine der durch
Bomben zerstörten Benndorfer Kirche nach den Aufräumungsarbeiten.
Der Altar wurde nach dem Friedhof in Frankleben umgesetzt.

Sommerkirche in der
Kirchruine von Benndorf
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl und zu den Beerdigungen war die
Kindersterblichkeit sehr hoch. Es wurden 268 Kinder, das sind 25
Prozent der Umgebetteten, auf andere Friedhöfe umgelegt. Auf
dem Friedhof und unter der nördlichen Prieche befanden sich
insgesamt 9 und unter dem Kirchenschiff 6 Grüfte. Das
Namensregister der Friedhofsverlegungen sagt zu den Benndorfer
Kirchengrüften: Gruft 1, Kirche , 1 unbekannter Leichnam Gruft
2, Kirche , 1 unbekannter Leichnam 1 unbekanntes Kind Gruft 3,
Kirche , 1 unbekanntes Kind Gruft 4, Kirche , 1 unbekannter
Leichnam (Nonne)
Gruft 5, Kirche , 1 unbekannter Leichnam, doppeltief.
In Wernsdorf wurden im März 1956 208 Leichen und Gebeine
sowie 3 Urnen ausgehoben und größtenteils auf den neuen Friedhof
in Kötschen überführt. Unter den Aushebungen befanden sich 37
Kinder, das sind 17 Prozent, und 5 kriegsgefangene Ausländer.
Im Innern der aus dem 13. Jahrhundert fast unberührt erhalten
gebliebenen und im Frühjahr und Sommer 1956 abgebrochenen Kirche zu
Wernsdorf wurden 4 Kirchengrüfte gefunden, die vermutlich aus dem
17. Jahrhundert stammten.
Gruft 1, altareinwärts gesehen rechts enthielt eine Frau, die an
Kleiderresten und Haarschopf erkannt wurde.
In der Mitte des Kirchenschiffes befand sich unter dem
Fußbodenbelag die dritte mit zwei Schriftplatten abgedeckte
größere Gruft. In ihr befanden sich unkenntliche und zerfallene
Gebeinsreste. Die Gruft wurde 1608 bzw. 1620 belegt. Nach der einen
guterhaltenen Schriftplatte mit einer deutlich lesbaren Schrift lag
vermutlich in der Gruft die Domänenverwalterswitwe Christina
Berger. Die zweite Schriftplatte wies keine Schrift auf.
Im vorderen Kirchenschiff rechts befand sich die Gruft Nr. 4 mit
weiblichen Gebeinen, erkennbar an Haarschopf mit Schleife.
Die Personalien der Grüfte 1, 2 und 4 sind unbekannt. Es handelt
sich vermutlich um Patronatsinhaber der Kirchengemeinde, welche
durch Bestattung in der Kirche ein Ewigkeits-Ruherecht erhielten.
Die Überführung der Gebeine erfolgte nach dem kirchlichen Friedhof
in Frankleben, wo dieselben neben den Gebeinen aus den
Kirchengrüften in Benndorf eingebettet wurden.
Unmittelbar vor dem Altar der Kirche in Wernsdorf befanden sich
unter dem Fußbodenbelag zwei große Steinplatten, und zwar
unbeschriftet. Diese waren vermutlich als Abdeckplatten für eine
später vorgesehene Doppelgruft bereits eingesenkt.
Aus dem Friedhof Naundorf wurden 784 Aushebungen und 3
Urnenumbettungen vorgenommen. In dieser Zahl eingeschlossen sind 3
Aushebungen aus der Kirche zu Naundorf. Es handelt sich dabei um
zwei einfache Erdbestattungen und eine Kirchengruft. In der
nordöstlichen Ecke des Altarraumes befand sich die Kirchengruft,
während die beiden Beerdigungsplätze vom Altar westlich im
Mittelgang der Kirche, an den Grundmauern der alten, im Jahre 1744
abgebrochenen Kirche aufgefunden wurden.
Der Inhalt der Kirchengruft kann aus dem 16. Jahrhundert stammen.
Außer einem einfachen Wasserglas wurden besondere Gegenstände
nicht gefunden. Die Gebeinsreste dieser Gruft sowie die sehr gut
erhaltenen Skelette der beiden anderen Beerdigungsplätze in der
Kirche wurden nach Frankleben überführt und dort in der Nähe des
Benndorfer Altars beigesetzt.
Von den 787 Bestattungen waren 197, also 25 Prozent, Kinder, 4
Friedhofsgrüfte, und wie schon erwähnt, eine Kirchengruft.
Wie bereits eingangs gesagt, waren die Friedhöfe in Frankleben,
Neumark und Merseburg Süd II (Kötschen) die
Hauptaufnahmefriedhöfe.
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