Die Orte des OFB-Projektes Saale-Unstrut

Bündorf

Bündorf liegt westlich von Merseburg im Tal der Laucha, kurz hinter der Mündung der Schwarzeiche in die Laucha. Nördlich und südlich des Ortes wurde über Jahrhunderte Braunkohle abgebaut, dessen Folgen die Landschaft um das Dorf bis heute prägen. Nicht zu verwechseln ist der Ort mit Benndorf an der Laucha bei Knapendorf, oder mit dem im ausgehenden Mittelalter wüst gefallenen Bündorf bei Möckerling. Letztgenannter Ort war es wohl auch, der bereits in dem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld als zehntpflichtiger Ort Budinendorpf im Gau Friesenfeld genannt wurde. In der näheren und ferneren Umgebung befinden sich weitere Orte mit sehr ähnlichen Namen.

Ortsgeschichte

Gegründet wurde der Ort wohl um das Jahr 900, wahrscheinlich im Umfeld einer älteren fränkischen Burg. Der Burghügel, auf dem diese Burg erbaut wurde, ist künstlich aufgeworfen worden und mit einem Grabenring umgeben worden. Möglicherweise ist diese Anlage sogar aus vorfränkischer Zeit.

Durch Auflösung des Bistums Merseburg kam Bündorf 981 in Besitz des Bistums Halberstadt. Der Ort Bündorf wird erstmals um 1004 urkundlich in einer Grenzbestimmungsschrift genannt, in dieser Zeit gehörte er wieder zum Stift Merseburg. Bündorf wird in der Urkunde König Heinrichs II. vom 17. Oktober 1012 als Boian Villa genannt und der Kirche zu Merseburg als eine Schenkung der Ottonen kraft königlicher Autorität bestätigt. Die Merseburger Bischofschronik schreibt bei Erwähnung dieser Tatsache von Boiondorf. Um 1123 nennt sich eine Ministerialien-Familie nach dem Ort, welche ab 1143 als Ministerialengeschlecht von Bundorf bzw. von Bugendorf genannt wird. Um 1143 wird ein Detwin von Bogendorf genannt. Der Name des Geschlechtes und des Dorfes wechselt in den nächsten Jahrzehnten mehrfach von Bogendorf zu Bündorf, weitere Varianten waren Bugindorph oder Bundorph, bzw. Buiendorf oder Boiendorf.

Unter Landgraf Albrecht dem Entarteten von Thüringen stand ein Ulrich von Balgsteden in dessen Diensten, und zwar bewachte er als Burgmann nebst Ritter Heino von Benndorf die Landgräfliche Burg Bündorf bei Merseburg, wofür beide ein Burglehen daselbst inne hatten.

Im Jahre 1266 kaufte der Merseburger Bischof Friedrich von Torgen den gesamten Besitz Bündorf mit den Orten Milzau, Dörstewitz und Knapendorf nebst Gericht und Zubehör für 500 Mark Silber. Allerdings wurde der Besitz erst zehn Jahre später als bischöfliches Lehen auch offiziell übergeben. In den nächsten Jahrzehnten wechselte der Besitzer laufend.

Der Bischof Bose ließ in den Jahren 1435-1455 im Lauchatal von Bündorf bis Schkopau künstliche Fischteiche anlegen, die neben dem Fischfang auch zur Jagd auf Wasservögel dienten. Der Teichvogt und die Teichknechte wohnten in Knapendorf. Durch die Knapendorfer Teiche staute sich im Frühjahr oft das Wasser der Laucha und der Schwarzeiche. Am 6.1.1539 waren die Wassermassen so gewaltig, dass 13 Wohnhäuser und 6 Scheunen niedergerissen wurden und 14 Menschen ums Leben kamen. Ab 1850 wurden die Fischteiche dann trockengelegt, der Boden wurde wieder urbar und zu Äckern gemacht.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch Bündorf wie die umliegenden Orte von mordenden und plündernden Landsknechtshorden heimgesucht.

Im Jahre 1875 wurde die Bündorfer Kirche als aufwändiger neuromanischer Bau errichtet.

In der Gemarkung Dörstewitz – Knapendorf wurde Braunkohle gefunden, die ab 1813 gefördert wurde, teils im Tagebau, teils unter Tage. Durch Wassereinbrüche bedingt, kam es auf Knapendorfer Gebiet immer wieder zu Förderausfällen, bis dann 1879 in Knapendorf bzw. 1928 im Bereich des Ortsteils Dörstewitz, die Kohleförderung eingestellt wurde. Es entstanden die Knapendorfer Schachtteiche westlich der Straße nach Dörstewitz.

Die immer leistungsfähiger werdende Landwirtschaft brachte auch den Bauern in Bündorf einen bescheidenen Wohlstand. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden im Ort große Bauernhöfe meist in der typischen Vierseitenbebauung - das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude umschlossen einen Hof, oftmals war auch das große Hoftor noch überdacht.

Zur besseren Erschließung des Lauchatales ging 1896 die Bahnlinie von Merseburg nach Schafstädt in Betrieb, Knapendorf erhielt einen Bahnhof am nördlichen Ortsrand, welcher zugleich auch der Bahnhof für Bündorf war.

Die Industrialisierung im 20. Jahrhundert machte auch um die Region Merseburg keinen Bogen. 1936 wurde unweit Bendorf mit dem Bau der Buna-Werke begonnen. Diese lagerten bedingt durch die Karbidchemie große Mengen an Karbidkalkhydrat, Kraftwerksasche und Produktionsrückständen auf die sogenannte Bunahalde. Im Laufe der Jahre wurde diese flächenmäßig immer weiter nach Westen ausgedehnt, Bauern mussten dort ihr Land verkaufen. Ab dieser Zeit wurden die Verbindungsstraße nach Dörstewitz, die Schachtteiche und die Bahnstrecke Knapendorf – Bündorf unter stetig wachsenden Abfallbergen begraben. Das Landschaftsbild in Richtung Norden und Westen veränderte sich vollständig, was früher Naherholungsgebiet war, wurde zur grauen Hügellandschaft. Die Selbstständigkeit der Bauern ging mit der Bildung der LPG verloren. Da viele der großen Höfe mit ihren Scheunen und Ställen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wurden, investierte man weder Geld noch Material in deren Erhaltung, das früher typische Bauerndorf veränderte seine Struktur. Viele Einwohner arbeiteten nun auch in der umliegenden Industrie, es entstanden das Ortsbild verändernde Neubauten (Einfamilienhäuser).

Die „Wende" 1990 blieb auch für Knapendorf nicht ohne Folgen. Das Buna-Werk wurde völlig umgestellt, mit der Übernahme durch DOW CHEMICAL entstanden moderne Produktionsanlagen, alte wurden stillgelegt und abgerissen mit der Folge, dass auch Arbeitsplätze verlorengingen. Das betraf auch Einwohner von Bündorf, und die wenigen sich ansiedelnden Gewerbebetriebe konnten dies nicht kompensieren. Wiedereinrichter gab es nicht, die landwirtschaftlichen Flächen sind an ein Agrarunternehmen verpachtet. Die ehemalige Bunahalde ist jetzt die Hochdeponie Schkopau (MDSE). Sie wird noch zur Einlagerung von Abbruchmaterial verwendet und ist schon teilweise saniert. In Bündorf zeigt sich wie auch in vielen anderen Orten auf der Querfurter Platte, dass die letzten 20 Jahre Ort und Bewohnern zwar viel an Veränderungen, aber nicht immer zu deren Nutzen brachte. Nur wenige Häuser, vor allem unter den eindrucksvollen Bauernhöfe, wurden wieder vollständig hergerichtet.

Der Knapendorfer Ortsteil Bündorf zählt heute weniger als 200 Einwohner. Von Knapendorf bis nach Bündorf wurde der geschotterte „Kirchweg" als Teil des Radwanderweges von Schkopau nach Bad Lauchstädt ausgebaut.

Das Bündorfer Schloss

An der Nordwestecke eines großen, annähernd rechteckigen, künstlich angelegten Hügels, auf dem im Sumpfgebiet der Laucha eine mittelalterliche Burg stand, befindet sich das Bündorfer Schloss. Die heute noch teilweise erhaltenen Wassergräben sind ein Relikt der mittelalterlichen Burganlage. Um 1730 erfolgte eine Neugestaltung der Gesamtanlage und Errichtung des prächtigen Schlosses im barocken Stil. Der zweigeschossige rechteckige Bau weist 9 Achsen auf. Die südliche Längsfront ist durch flache Kolossialpilaster klar gegliedert, im breiten Mittelfeld das Hauptportal mit Wasserrelief unter Schweifgiebel, darüber 3 ornamentbekrönte Fenster, in der Mansarden-Dachzone zwerchhausartig fortgeführt und mit Frontispiz geschlossen. Rückseitig befindet sich ein tiefer dreiachsiger Mittelrisalit. Im rechten Winkel vor dem Hauptbau, den Hof vor diesem westlich begrenzend, ein kaum jüngeres eingeschossiges Nebengebäude. Der gegenüberliegende sogenannte Musikpavillon, ein eingeschossiger quadratischer Bau, um 1720/30 vielleicht von Johann Michael Hoppenhaupt d.Ä. erbaut, das Innere wurde später neubarock umgestaltet. Vor der den Hof abschließenden Terrasse nach Süden befindet sich eine große Freitreppe. Die Wirtschaftsgebäude an der Ostseite sind hufeisenförmig um einen langgestreckten zweiten Hof angelegt, z.T. in Fachwerk, weitgehend barock (Dachreiter, 1745); der Haupteingang im Südtrakt, ein großes Pilasterportal mit gesprengtem Dreieckgiebel und den Initialen der E(rdmunde) D(orothea) H(erzogin) z(u) S(achsen), die hier ihren Witwensitz hatte (verst. 1720). 1945 wurde der letzte Schlossbesitzer, der Graf von Zech-Burkersroda, enteignet, Seit 1950 wurde das Schloss als Altenheim genutzt. 1989 erfolgten die Privatisierung und der Beginn der Restaurierung.