Die Orte des OFB-Projektes Saale-Unstrut

Balgstädt

Balgstädt liegt im Tal des Unterlaufs der Unstrut, acht Kilometer vor deren Mündung in die Saale, an der Einmündung des Hasselbaches. Die Gemeinde ist Teil des Naturparks Saale-Unstrut-Triasland, in dessen Zentrum sie liegt. Sie liegt außerdem am westlichen Rand des Weinbaugebiets Saale-Unstrut. Nur wenig mehr als einen Kilometer die Unstrut abwärts liegt Freyburg.

Ortsgeschichte

Balgstedt, in seiner ältesten Form "Balgstat" lautend, hängt zusammen mit der Bezeichnung "Balgstedt", einem Wort, das in der althochdeutschen Sprache verschiedene Bedeutungen hatte. Balgstat kann danach so viel heißen wie "Wohnstätte eines Mannes namens Balg" oder auch „Schwertscheide". Dieser Mann gehörte wohl dem germanischen Stamme der Angeln oder der Warnen an und war das Haupt einer Sippe, mit welcher er sich zwischen 400 und 600 an der Unstrut niederließ und ein Dorf gründete. Geschichtsforscher wie Arnold und Werneburg weisen nämlich die Orte auf "stedt" der zweiten Siedlungsperiode zwischen 400 und 800 zu und führen ihre Gründung auf einen von Norden her in Thüringen eingewanderten Volksstamm zurück, da Ortsnamen auf "stedt" sich häufig auch in Schleswig-Holstein, Jütland und auf den Dänischen Inseln finden.

Das kleine Dorf mit seinen 700 Einwohnern hat eine lange Geschichte. Sie beginnt etwa 5000 Jahre v.u.Z. Durch zahlreiche Funde und Gräber wird die Besiedlung der Balgstädter Flur deutlich. Erste Spuren führen gar in die Steinzeit zurück, was durch Funde von Steinwerkzeugen belegt werden kann.
Im 9. Jahrhundert zogen laut einer Sage die Hunnen (es werden wohl die Ungarn gewesen sein) unter ihrem Heerführer Leito durch die Totentäler; sie brandschatzten, plünderten und mordeten die Frauen und Kinder eines germanischen Stammes (wohl sächsische Krieger), der sein Lager im Hasseltal aufgeschlagen hatte. Die Germanen besiegten die Hunnen und hängten deren Anführer Leito auf.

Ab dem Jahre 600 drangen Slawen die Unstrut aufwärts und siedelten an dafür geeigneten Stellen. Auch in Balgstedt ließen sich wohl einige Sorben nieder, man nimmt an, dass sie drei Gehöfte mit je einer Hufe besaßen, die Mehrzahl der Bewohner waren aber Germanen bzw. Deutsche.

Im Verzeichnis der Güter des vom Erzbischof Lullus von Mainz († 786) gestifteten Klosters Hersfeld wird Balgestat genannt. Das zweite Mal urkundlich erwähnt wird der Ort in dem zwischen 880 und 899 entstandenen Hersfelder Zehntverzeichnis. In dieser Zeit gehört der Ort direkt Kaiser Ludwig dem Frommen. Besonders die sächsischen Kaiser haben nicht bloß in Memleben, sondern auch in Balgstädt mit ihrem Gefolge gern gerastet, um von ihren Kriegszügen auszuruhen und auf Eber und Hirsche, Wölfe und Bären zu jagen. So kehrte Otto der Große im Frühjahr 943 auf seinem Königshofe "Balgesteti" ein und ging seinen Regierungsgeschäften nach, indem er hier nachweislich Urkunden verfassen ließ.

Am 17. Dezember 1032 überließ Kaiser Konrad II. seinen königlichen Hof in Balchestat dem Bistum Naumburg. Das uradlige thüringische Geschlecht derer von Balgstedt, das hier seinen Stammsitz hatte, wird erstmals 1152 erwähnt. Es befanden sich zwei Burgen im Ort. Beide Burgstellen waren viereckig mit umgebendem Wassergraben.

Die Adelsfamilie von Balgestete machte im 14.Jh. vor allem durch Weglagerei und Raubrittertum von sich reden. In Folge dessen sieht sich der Markgraf von Meißen genötigt mit einer Heeresmacht nach Balgstädt zu ziehen und die Burg der von Balgestete zu belagern. Die Burg war stark befestigt, fiel aber 1397, sie wird nun zerstört und abgetragen. Womöglich wurde nur eine der beiden damaligen Burgen völlig zerstört und aus der zweiten Burg wird später das Schloss. Denn in den nachfolgenden Jahren versuchen einerseits die von Balgstete ihren Besitz zurückzuerhalten, andererseits werden hier auch immer wieder andere Adlige als Burgherrn genannt. Das Schloss, in seiner heutigen Form ein Barockbau aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Es war bis 1945 Sitz der Gutsherren von Balgstädt und beherbergt jetzt das Gemeindebüro, eine Kindereinrichtung und bietet Übernachtungsmöglichkeiten.

Balgstädt liegt an der früh erschlossenen "Via Regia" - der Königsstraße. Sie führte von Leipzig nach Erfurt bis Frankfurt/M und wurde als Handels- und Heerstraße genutzt. Später wurde sie als Poststraße geführt. Es entstand ein Rittergut, errichtet mit vielen Stallungen, Scheunen, einer Stellmacherei, einer Schmiede und Ziegelei sowie die Vorwerke Rödel und Toppendorf.

In Freyburger Urkunden traten ferner als Zeugen auf: 1438 Klaus von Balgstedt, 1442 Klaus und Walther von Balgstedt, 1446 wurden die von Balgstedt von Herzog Wilhelm mit dem Dorf Wolfingsdorf (Wilsdorf) belehnt. Am Ende des 15.Jh. starben die von Balgstedt aber wohl aus, sie wurden jedenfalls nicht mehr genannt.

1589 wurde der Ort Balnstedt geschrieben. Damals lebten 34 besessene Mann, darunter 29 Gärtner und 5 Anspänner im Ort. Alle Gerichte im Dorf und der Dorfflur mit Ausnahme der Landstraße, der heutigen B 176, standen zu jener Zeit Wolf von Creutzen zu, der im Dorf einen Rittersitz besaß.

In den Jahren 1588/89, 1599 und 1611 richtete die Pest im Ort und der weiten Umgebung schweren Schaden an. Im November 1757 erlebten die Dörfer an der Unstrut den Siebenjährigen Krieg. Als die Franzosen an mehreren Punkten die Unstrut querten, wurde auch Balgstädt besetzt. Als diese dann von den Preussen vernichtend geschlagen wurden, drängten die flüchtigen Reste der Franzosen auf dem selben Weg zurück, nicht aber ohne zuvor die Dörfer und Kirchen zu plündern, auch Balgstädt, Größnitz und Stedten wurden geplündert. Man raubte, was man kriegen konnte, von Wertgegenständen bis zu Kleidung, von Bettwäsche bis zu Musikinstrumenten, von Nahrungsmitteln bis zu Büchern. Da sich die Franzosen im Rittergut von Balgstädt festgesetzt hatten, kam es im Ort auch zu Gefechten, bei welchen auch Einwohner zu Schaden kamen. Das Jahr 1792 brachte Balgstädt wieder starke Durchmärsche von preußischen Truppen, und wieder ging es gegen die Franzosen, zu Kämpfen kam es aber in Balgstädt selbst nicht. Es kam dann das Unglücksjahr 1806, welches das untere Unstruttal mit lautem Kriegslärm erfüllte, und wieder gingen Franzosen und Preussen aufeinander los. Diesmal waren die Franzosen siegreich. 1813 wiederholte sich das Spiel und diesmal waren die Preussen erfolgreich. In Balgstädt kam es jedes Mal zu Plünderungen und anderen Schädigungen. Belegt ist, dass 1813 Kaiser Napoleon Balgstädt durchquerte.

Im Jahre 1790 begann man die Schiffbarmachung der Unstrut zu bewerkstelligen, ein wirtschaftlich bedeutsames Ereignis. Bereits am Pfingstfeiertag 1791 wurde ein großer Kahn mit 1400 Zentnern Fracht und 2 kleinere Kähne mit je 500 Zentnern von Bottendorf abgelassen. Im April 1795 wurde die Schiffahrt auf der Unstrut und Saale von Artern bis Weißenfels gegen ein Schleusengeld von 6 Groschen freigegeben. Mit der Schiffbarmachung war zugleich eine Regulierung der Unstrut verbunden. Bei Balgstädt musste die Unstrut an der Furt für die Schiffahrt bedeutend vertieft werden, da sie hier sehr breit und so flach war, dass man mit Leichtigkeit durchwaten konnte. Es wurde daher der Durchstich am Zscheiplitzer Berge durchgeführt und die daraus gewonnene Erde für den auf der Balgstädter Seite gepflasterten Damm verwendet.

Bis 1815 war Balgstädt ein Amtsdorf im sächsischen Amt Freyburg und gelangte dann an Preußen. Nun folgte eine lange Friedenszeit, in welcher der Wohlstand wieder wachsen konnte. 1827 besaß Balgstädt bereits 66 Häuser und 350 Einwohner. Ab 1870 wurde die Provinzialchaussee von Naumburg über Freyburg nach Laucha erbaut, welche durch Balgstädt führt. Die Straße Balgstädt-Burkersroda, welche einen Teil der alten Kasseler Poststrasse bildet, wurde in den 1880er Jahren gebaut, die Unstrutbahn Naumburg-Artern wurde am 1. Oktober 1889 eröffnet, wobei Balgstädt einen Bahnhof erhielt.

1896 gab es in Balgstädt eine große Überschwemmung. Das Wasser der Hassel wälzte sich einen 3/4 Meter hoch die Kirchgasse herunter und zerstörte den Jahrmarkt, der an diesem Tage zum Ablassfest hier weilte. Auch 1964, ebenfalls zur Zeit des Ablassfestes, litt Balgstädt unter einer großen Überschwemmung.

Am 12.04.1945 zogen die Amerikaner in Balgstädt ein. Sie durchsuchten die Häuser und brachten einige Bürger in Gewahrsam. Wenige Wochen später tauschte die US-Armee mit der Roten Armee die Plätze. Die nachfolgende Bodenreform sorgte dafür, dass das Rittergut in 42 Neubauernhöfe aufgeteilt wurde. Auch viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten erhielten einen solchen Hof. In Balgstädt betrug die Einwohnerzahl 600 plus 400 Flüchtlinge. Diese stammten aus Galizien, Ostpreußen, Westpreußen, Rumänien, dem Sudetengau, Oberschlesien, Riga, Bremen und Berlin.

Die Wüstungen

Aus den Visitationsprotokollen der Reformation ist zu erfahren, dass die beiden Dörfer Toppendorf und Hart damals bereits wüst waren. Toppendorf und Hart, auch die Hardt oder Haart genannt, lagen zwischen Balgstädt und Burkersroda. Hart wurde bereits 1442 als wüst bezeichnet. Toppendorf soll sogar mal eine eigene Kirche gehabt haben. Nach dem Dorf Toppendorf wurde ein späteres Rittergut benannt, dieses muss vor 1600 gegründet worden sein. Das Vorwerk Toppendorf zeigt sich heute ebenfalls als Wüstung. Noch früher muss das Dorf Rödel, welches 1349/50 noch 10 Hauswirte hatte, wüst geworden sein, denn es wird in den Protokollen von 1539 und 1540 gar nicht mehr erwähnt.

Die Wüstungen waren wohl ehemals kleine Dörfer, die sich in Kriegszeiten nicht genügend schützen konnten. Sie suchten deshalb Anschluss an benachbarte größere Dörfer, in welche die Bewohner dann auch in Notsituationen übersiedelten, wobei ihre Äcker zu der Flur des neuen Heimatortes geschlagen wurden. Rücksiedlungen kamen dann oft nicht infrage, da die verwaisten Orte durch direkte oder indirekte Kriegseinwirkungen zerstört wurden.

In einer Matrikel von 1566 heißt es: "Die Hart ist ein wüster Flur, vorweilen ein Dorf gewest, und stehet noch eine wüste Kirchen da, in welcher vorzeiten ein Pfarrherr zu Balgstädt zu gewissen heiligen Tagen seine Stationes und Messen halten müssen. Es seyned aber 13 Hufen im selben Flur". Nachfolgend werden auch die Hüfner und ihre neuen Wohnorte genannt. Hiernach scheint es, dass die Einwohner der Haart, als sie ihr Dorf vor 1442 verließen, nach den benachbarten Dörfern Obermöllern und Burkersroda übersiedelten, wobei ihre Äcker zu den Fluren dieser beiden Orte geschlagen wurden. Im 18. Jh. ist von zwei 'Harthäusern' die Rede, welche unweit der alten Wüstung neu erbaut worden waren.

Die andere Wüstung, welche in katholischen Zeiten der Priester von Balgstädt kirchlich zu bedienen hatte, war Toppen- bzw. Doppendorf. Von diesem Orte heißt es in der Matrikel von 1575: "Doppendorf ist ein wüster Flur, zuvor ein Dorf gewest, und hat auch eine Kirche da gehabt, aber nun eingebrochen. Dahin hat jetzt der von Ebeleben ein Vorwerk gebauet, er hat auch den ganzen Flur innen". Die Toppendorfer dürften nach Balgstädt ausgewandert sein, denn sie werden dort in der Mitte des 16. Jh. als solche noch genannt.

Auf dem Feld am Rödel entdeckte ein Bauer 1961 ein Loch von 75 cm Durchmesser und einer Tiefe von 1,5 m. Da Mauerwerk zu sehen war, wurde es dem Museum Neuenburg gemeldet. Nach Untersuchungen wurde ein rechteckiger Raum mit einer aus Bruchsteinen gewölbten Decke festgestellt. Beim Absuchen der Umgebung konnten viele Scherben mittelalterlicher Gefäße aufgelesen werden sowie eine gut erhaltene eiserne Pfeil- und Armbrustbolzenspitze aus dem 12./13. Jh. Die Scherben stammen aus dem 11.-13. Jh. Die gefundene kleine Dorfstelle, die unweit der alten "Frankenstraße" liegt, könnte Opfer der damals hier häufigen Streitereien von lokalen und regionalen Adelsherren gewesen sein.

Die Kirche

1614 bis 1738 wird die Kirche von Balgstädt in den Kirchenrechnungen als St. Nikolauskirche bezeichnet. Da die Balgstedter Kirche eine besondere Nikolauskapelle hatte, so muss nicht die ganze Kirche dem St. Nikolaus geweiht gewesen sein. Im Raum steht daher die Vermutung, dass der Heilige Kilian Schutzpatron der Kirche gewesen ist. Der Kilitz, ein Gehölz an der Straße von Balgstädt nach Burkersroda, und der dabei liegende Kilitzgraben erinnern an den Namen "Kilian" ebenso wie das in der Matrikel von 1575 erwähnte Kilianshaus und der ebenda genannte Kilianshain. Kilianskapellen standen früher auch in der Nähe von Balgstedt, nämlich am Abhange des Freyburger Schloßberges und im Kilianshain bei Laucha. Auch die Kirchen von Wetzendorf und Göhritz waren dem heiligen Kilian gewidmet.

Da heißt es vor 1495: "Zu der Vikaria St. Mariä in Balgstedt ist in folge der Verzichtleistung des Johannes Lodemar eingesetzt worden Karl von Schidingen, welcher durch den Landgrafen Friedrich von Thüringen präsentiert ist." Man kann daraus schließen, dass in der Balgstädter Kirche zu dieser Zeit ein Seitenaltar stand, welcher der Jungfrau Maria geweiht war und an welchem ein Vikar an bestimmten Tagen Messen zu lesen hatte.

Ebenfalls aus der Zeit vor 1495 heißt es: "Zu der Vikaria St. Gangolffi in der Kapelle desselben in Balgstädt ist Georius Trimel eingesetzt worden, welcher durch den Stifter Nicolaus Nustat präsentiert ist." Aus dieser Nachricht ergibt sich, dass es in Balgstädt außer der Kirche noch eine Kapelle gab, welche Nikolaus oder Klaus von Neustadt gebaut und dem heiligen Gangolf, einem burgundischen Ritter, der nach seinem Tode heilig gesprochen wurde, geweiht hatte. Aus dem Jahre 1513 sind Ablassbriefe dieser Balgstädter Gangolffskapelle bekannt, auch in späteren Jahren wird sie immer wieder genannt und dabei gelegentlich als Kirche bezeichnet. Nach den handschriftlichen Aufzeichnungen des verstorbenen Gutsbesitzers Karl Weineck in Balgstedt soll die Gangolfskapelle 1686 abgebrochen worden sein. Heute erinnert an dieselbe der Gangolfsberg oder Gangelsberg, eine Ortslage unweit der Hasselbrücke.

Da in Balgstädt ein Königshof stand, so muss der Ort frühzeitig eine würdige Kirche erhalten haben. Das beweist auch der noch vorhandene Kirchturm, welcher einen romanischen Baustil aufweist. Die Bau und Kunstdenkmäler des Kreises Querfurt sagen darüber: "Von einem romanischen Bau ist noch der Turm erhalten, welcher im Glockenschoß die üblichen vier gekuppelten (rundbogigen) Fenster zeigt. Die Säulchen der selben haben Eckblattbasen und recht saftig gezeichnete Schilfblattkapitäle, aus denen Volutenranken steigen. Auf dem Turme noch das ursprüngliche Zeltdach". Die Kirche hat auch zwei alte Glocken aufzuweisen, nämlich die Mittelglocke Anna vom Jahre 1311, welcher das diesjährige Glockenjubiläum gilt, sowie die etwas jüngere große Glocke, welche in gotischen Minuskeln die Inschrift trägt "Ave Maria".

1539 erfolgt in Balgstädt die Reformation. In den damaligen Visitationsprotokollen ist neben der eigentliche Pfarre auch von der Vikaria Beata Virginis (zu Neustadt) und der Vikaria Nikolai die Rede. In einem zweiten Protokoll vom darauffolgenden Jahr werden beide Vikaria wiederholt genannt, diesmal aber auch die Vikaria Gangolffi und alle drei Vikaria sind dem Herrn von Neustadt zugerechnet. Die eigentliche Kirche wird jedoch in beiden Protokollen dem Herzog zugeordnet. Wir erfahren weiter aus den Protokollen, dass der letzte katholische Priester in Balgstedt Georg Lackner hieß und der erste evangelische Prediger Johannes Trom.

Balgstädt hatte schon vor der Reformation zwei Filialen, nämlich die von Größnitz und die von Stedten, daran änderte sich auch nach der Reformation nichts. Von Größnitz wird aus dieser Zeit berichtet dass es zwar ein eigenes Kirchgebäude hatte, aber keinen Taufstein. Stedten hatte zwar eine Kirche, die wird aber um 1566 als wüst bezeichnet. Ebenfalls wird erwähnt, dass sie weit außerhalb des Dorfes stand und nun unmittelbar am Dorfrand neu errichtet wurde. Auch in Hart stand damals noch eine wüste Kirche.

Die Parochie Balgstädt bestand 1575 aus der Hauptkirche in Balgstädt, welcher die beiden wüsten Fluren Doppendorf und die Hardt eingepfarrt waren und aus dem Filial Größnitz, welchem das Dorf Stedten einverleibt (eingepfarrt) war. Außerdem waren der Pfarrkirche in Balgstädt die drei aus katholischer Zeit stammenden Lehen inkorporiert (einverleibt), nämlich Beata Mariä Virginis, Nikolai und Gangolffi. Lehnherr (Kirchenpatron) der Pfarrkirche in Balgstädt, der wüsten Orte Doppendorf und Hardt, der Filiale Größnitz mit dem einverleibten Dorfe Stedten war das Amt Freyburg, also der Kurfürst August.

Im Jahre 1564 erfolgte ein Umbau der Kirche, dabei werden die hölzernen Emporen aus der Gangolfskapelle entfernt und in die Kirche eingebaut. 1595 wurden zunächst alte Gewölbe im Turm, bald darauf auch der gesamte baufällige Turm abgerissen. Der Turm wurde daraufhin neu erbaut und auch die Emporen durch einen Zimmermann neu errichtet.

1618 wird Größnitz als Filial, und Stedten als eingepfarrt bezeichnet. Die Pfarrwohnung wird in dieser Zeit als überaus schlecht bezeichnet.

Von 1738-40 wurde ein umfassender Kirchbau vorgenommen, dabei riss man das alte Kirchenschiff, welches östlich vom Turm stand, ab und baute ein neues Kirchenschiff, das noch heute stehende, westlich vom Turm. Der spätromanische querrechteckige Kirchturm des Vorgängerbaus blieb dabei aber erhalten. Über den Bau heißt es:

"Im Monat März 1738 haben wir angefangen, die Kirche einzureißen und zu bauen. Bauherr war Pastor Joh. Jakob Singer. in der Osterwoche haben wir an der Saale für etliche 90 Taler ein ganzes Floß Holz gekauft. Was die Steine anbelangt, die haben wir alle bei der Kirche gehabt; denn da standen zwei Gewölbe, die eingerissen worden. die haben so viel Steine in sich gehabt, daß wir nicht allein die ganze Kirche haben davon können bauen, sondern die Herrschaft von Schieck hat ihr Begräbnis und ihre Betstube all von den Steinen gebaut. Die Mauer am Gottesacker ist auch davon gebaut. Darüber haben wir gebaut bis 1740, wie die Kirche jetzt steht."

Der Bau wurde durch den Zimmermeister Bienert aus Kalzendorf und den Maurermeister Dörst aus Schleberoda ausgeführt. Im rechteckigen Kirchenschiff wurden doppelgeschossige hölzerne Emporen neu eingebaut, im Nordosten die ehemalige Herrschaftsloge. Gegenüber dieser findet sich ein Brustbild des Georg Rudolf von Hessler (*1641; † 1687) mit Wappenschilden. Der hölzerne Kanzelaltar stammt aus der Zeit des Baus des Kirchenschiffes. Der Korb besitzt eine Schriftkartusche zwischen korinthischen Pilastern mit Akanthuswangen, die seitlich stehenden unterlebensgroßen Schnitzfiguren zeigen Moses und Johannes den Täufer und stammen aus dem 17. Jahrhundert und damit wohl aus dem alten Kirchenschiff. Bei der feierlichen Weihung der Kirche erhielt sie den Namen 'Zur heiligen Dreifaltigkeit'.

Quelle: ua. www.balgstaedt.de