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Der Ziegelrodaer Forst

Die Lautersburg

Verwachsene Gräben und Hügel. Eichen, Buchen und das Laub aus dem letzten Jahr. Hier und da ein Stein vom alten Mauerwerk. Kaum noch zu erkennen. Überwucherte Wälle, bewachsene Hohlwege. Und der Name. Die Lautersburg. Ruhm ist vergänglich. In gleicher Weise die zahllosen Burgen, Festungen, Klöster. Wie eben auch die Lautersburg.

Für die Wander- und Naturfreunde hingegen, die im Frühjahr von Lodersleben ins Märzenbechertal strömen, wird die wüste Stätte der alten Benediktinerabtei nur einen kurzen Zwischenstop darstellen. Doch lohnt der Ausflug entlang der Querne in die schattigen Eichenbestände zu jeder Jahreszeit. Erst recht, wenn die Blätter sich einfärben und Wolkenfetzen am Himmel entlang jagen. Die Querne, ehemaliger Wasserversorger der Burg, windet und krümmt sich entlang Sandberg und Gehrenhängen auf der einen und den Hängen mit der Lautersburg auf der anderen Seite durch das Tal.

Bereits 1754 schreibt Dietmann in seiner Kursächsischen Priesterschaft: „Man siehet nichts mehr davon als etliche ziemlich verfallene Gräben, in und um welche herum die größten und dichtesten Eichenbäume stehen. Die Aussicht ist fürtrefflich. Gleich dabei ist der Saugarten, wo der hochselige Herzog Johann Adolf zu Weißenfels sich mit der wilden Schweinejagd zu erlustigen pflegte."

Gegründet von Ludolf, einem vermutlichen Urahnen der Querfurter Edelherren, ändert die Burg immer wieder den Namen und kommt von der Lutis- über die Luders- zur Lautersburg. Im 11.Jahrhundert wird die Lutisburg zwar bereits urkundlich erwähnt, doch ist die Blütezeit der Festung kurz. Denn schon in der zweiten Hälfte des 12.Jahrhunderts wird die Anlage endgültig aufgegeben. „Rex de Lutisleve" – der König von Lodersleben Wilhelm von Lutisburg ist um 1085 Herr auf der Festung im Wald. Im Besitz weiter Ländereien und mit Edelsitz im nahen Lodersleben, gibt der prunkliebende Edelmann zahlreiche Empfänge und Partys. Die Festungsanlage wird zur Südseite hin durch einen tiefen Wallgraben abgesichert. Auf den restlichen Seiten schützen steile Böschungen gegen etwaige Angreifer. Die hohen Umfassungsmauern sind trotz des Niedergangs noch Jahrhunderte später deutlich zu erkennen. Der Burghof befindet sich im unteren Teil der Anlage. Der Graf aus dem Geschlecht der Edlen von Querfurt segnet das Zeitliche und seinen Nachkommen übernehmen das Erbe.

Kurz vor der Jahrhundertwende 1100 bilden die Kreuzfahrer unter Gottfried von Bouillon das Königreich Jerusalem. Dietrich und die edelmütige Mechthild von Lutisburg erben nicht nur die Festungsanlage, sondern sind desgleichen gottesfürchtig, fromme Zeitgenossen und tauschen 1120 die Burgbesatzung gegen Benediktinermönche aus. Säbelrasseln gegen fromme Gebete. Die Abtei wird der heiligen Jungfrau Maria und dem Querfurter Märtyrer Bruno gewidmet. In den folgenden Jahren – „Ora et labora – Bete und arbeite" – werden die Emporen gebaut, Betsäle eingerichtet und Säulentrommeln zurecht gemeißelt. Doch die Brüder des um 529 vom Benedikt von Nursia gegründeten Ordens werden in ihrer Arbeit nicht nur durch das Gebet unterbrochen, sondern auch durch Räuberbanden gestört. Diese statten dem Stift nicht in frommer Absicht einen Besuch ab.

Doch nach zwanzig Jahren sind die Umbauarbeiten am Stift immer noch nicht abgeschlossen. Zudem werden die Überfälle der Banditen, die in den dichten Wäldern genügend Schutz finden, immer dreister. Der Burggraf Burchhard von Querfurt erhält daraufhin die Anlage nebst Schirmvogteirechte von seinen genervten Verwandten. Doch auch Burchhardt ärgert sich nicht lange mit der Lutisburger Abtei herum und verlegt diese 1146 (in Frankreich ruft Bernhard von Clairvaux gerade zum zweiten Kreuzzug auf).

Das neue Domizil, den Mönchen auch weitaus angenehmer, wird nach Eilswardesdorf zwischen Lodersleben und Querfurt gelegt. Die neue Abtei wird noch schnell in „cella Mariae" umbenannt, und bald überlassen auch die letzten Bediensteten Burg und Kloster Lutisburg der Natur. Diese dringt auch rasch in Burghof und Betsäle vor und bereits 1157 berichtet Bischof Ulrich von Halberstadt betrübt vom Zerfall der Anlage. Der Zahn der Zeit nagt hier schnell.

Verteidigungswälle, Wasser- und Ringgraben werden durch mächtige Eichen erobert. Die Mauern werden selbst noch im letzten Jahrhundert abgetragen und zur Ausbesserung der Wege benutzt. Nun, auch die eingefahrenen Spuren früherer Kutschen überwuchern. Breite Wanderwege, famos beschildert und mit zahlreichen neuen Rastmöglichkeiten laden heute zum mittelalterlichen Ausflug in den Ziegelrodaer Forst ein. Von Lodersleben bachaufwärts bis zur Quernequelle. Zum Sandborn hin, der kleinen bewachsenen Grotte, in der die Ganoven und wilden Männer hausten zu ihrer Zeit und den Mönchen und Pilgern auflauerten.

Quelle für gesamten Artikel Ziegelrodaer Forst: http://www.unstrut-web.de/forst_02.html