Interessante Örtlichkeiten
Das Geiseltal
Der Braunkohlenabbau
Der Abbau von Braunkohle ist erstmals für 1698 nahe des Zöbigker Wäldchens bezeugt, dürfte aber höchstwahrscheinlich noch älter sein. Anfangs nur zwölf kleinere Gruben entstanden mit Beginn der industriellen Förderung im ausgehenden 19.Jh. großflächige Fördergebiete, die alsbald zu einem der größten zusammenhängenden Bergbauareale Deutschlands wurden. Besonders Anfang des 20.Jh. entstanden einzelne, meist unabhängige Gruben (Elisabeth 1906, Großkayna 1907, Beuna 1907, Cecilie 1907, Rheinland 1908, Leonhardt 1910, Pfännerhall 1911). Im Zuge der weiteren Verarbeitung der Kohle entstanden neun Brikettieranlagen. Die immensen Kohlevorkommen im Geiseltal und die günstigen Transportbedingungen führten auch dazu, dass sich hier mehrere Chemiebetriebe ansiedelten. Bedeutend in dem Zusammenhang ist die Gründung der Leuna-Werke 1916/1917 (als "Ammoniakwerk Merseburg") der BASF. Besonders im 3. Reich wurde hier die chemische Industrie aufgebaut, da diese Region, anders als das Ruhrgebiet oder Oberschlesien, grenzfern und relativ sicher vor Feindeinwirkung war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer weiteren
Intensivierung des Abbaus. Dabei kohlte der Tagebau Mücheln, gegründet 1949
durch Zusammenlegung mehrerer bereits bestehender Abbaufelder (u. a. Pauline,
Elisabeth, Emma und Elise II), hauptsächlich das westliche Geiseltal aus,
während die Tagebaue Großkayna, gegründet 1949 (aus der Grube Rheinland), und
Kayna-Süd, gegründet 1948, im östlichen Teil förderten. Der Abbaubetrieb
stieß im Tagebau Großkayna bis in eine Tiefe von 130 m, im Tagebau Mücheln
bis 70 m vor (natürliche Oberkante bei ca. 110 m ü. NN). Dabei wurden etwa 33
km² Landschaft zerstört, wobei auch mindestens 16 dort ansässige Ortschaften,
z. B. Lützkendorf, diesem Prozess zum Opfer fielen. Mit der Schließung des
Tagebaus Mücheln 1993 endete die Kohleförderung im Geiseltal vollständig.
Insgesamt wurden seit 1861 mehr als 1,4 Mrd. Tonnen Braunkohle gefördert, wobei
etwa gleichviel (1,4 Mrd. m³) Abraum bewältigt werden mussten. Das Geiseltal
gilt damit nach 300jähriger Bergbaugeschichte als weitgehend erschöpft.
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Tagebau Mücheln
hauptsächlich an seinen Böschungskanten saniert, wodurch wiederum rund 26 Mio.
m³ Erdmasse bewegt werden mussten, die ausschließlich der Abflachung und
Anstützung der Böschung dienten. Mit dem Fertigstellen dieser Maßnahmen
begann am 30. Juni 2003 die Flutung des Restloches zum Geiseltalsee, der 2011
einen Wasserstand 98 m ü. NN aufweist und mit einer Fläche von 18,9 km² der
zwölftgrößte See Deutschlands ist. Der Tagebau Kayna-Süd wurde bereits 1972
stillgelegt und renaturiert, wodurch der Südfeldsee mit 2,6 km² Wasserfläche
entstand. Die Abbauarbeiten im Tagebau Großkayna endeten noch früher, nämlich
1965. Das Restloch wurde bis 1995 als Spüldeponie für Abfälle der Leuna- und
Buna-Werke benutzt und danach zu einem 2,1 km² großen See geflutet (Runstedter
See). Beide heutigen Seen sind durch einen bis zu 140 m hohen Kippendamm vom
Geiseltalsee getrennt.
Seit dem Ende aller Tagebau-Arbeitsaktivitäten hat sich die Natur einen Teil
dieses Refugiums wieder zurückerobert. Begünstigt durch die Lage des
Geiseltals im Windschatten des Harzes besteht hier ein besonderes Mikroklima,
das durch eine im Durchschnitt etwas höhere Jahresmitteltemperatur und eine
relativ geringe Jahresniederschlagsmenge von etwa 500 mm charakterisiert ist.
Aufgrund seiner Lage zählt es zum Mitteldeutschen Trockengebiet. Bedingt auch
durch den sandigen Untergrund hat sich vor allem am Nordrand eine besondere
Floren- und Faunengemeinschaft angesiedelt. Am bekanntesten ist eine dort
brütende Bienenfresserkolonie. Darüber hinaus bietet der Geiseltalsee auch
Voraussetzungen für den Weinbau. Der Südhang wurde auf 25% Steigung abgetragen
und die Nordseite wird später durch einen Wald geschützt sein.