Erste Besiedlungen

Die Fundstätte von Bilzingsleben, welches nur wenige Dutzend Kilometer westlich des Saale-Unstruts-Gebietes liegt, erschließt einen altsteinzeitlichen Lagerplatz des Homo Erectus. Die Funde werden auf ein Alter von ca. 370.000 Jahren geschätzt. Sie stammen aus Sandschichten, die unter Travertin-Vorkommen lagern. Neben Steingeräten haben sich erstmals in Mitteleuropa in größerem Umfang Knochen- und Geweihwerkzeuge, Feuerstellen und Arbeitsplätze erhalten. Zahlreiche Pflanzen- und Tierreste erlauben eine genaue Rekonstruktion der Umweltbedingungen jener Zeit. Bei Neumark wurden steinzeitliche Waffen gefunden, die nur wenige Jahrtausende jünger sind und die belegen, dass der damalige Mensch, der Homo Erectus, ebenso auf der Hochebene zwischen Unstrut und Saale zu Hause war.

Dort wurden auch schon Funde gemacht, die dem späteren Neanderthaler zugerechnet werden. Es sind fast die einzigen derartigen Funde im Gebiet des heutigen südlichen Sachsen-Anhalt. Die Landschaft direkt am Gletscherrand scheint zu unwirtlich gewesen zu sein, die wenigen Funde stammen daher eher aus wärmeren Epochen. So auch der Neanderthalerfund nördlich des Ortes Neumark an den Ufern des Geiseltalsees. Er stammt aus einer Warmzeitepoche, deren Temperaturen deutlich über den heutigen lagen. Auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit wurde der Neanderthaler im mitteleuropäischen Raum binnen weniger tausend Jahre durch den modernen Homo Sapiens Sapiens verdrängt. Neueste genetische Untersuchungen scheinen zu belegen, dass bestimmte Charakteristika der späteren Europäer (blondes, braunes bzw. rotes Haar, blaue bzw. grüne Augen, Körperbehaarung uam.) in dieser Zeit vom Neanderthaler auf den modernen Menschen übergingen. Die so entstandene neue Variante des modernen Menschen, der sogenannte Cro Magnon-Mensch war dadurch bestens an die widrigen klimatischen Verhältnisse in den eiszeitlichen Randgebieten Europas angepasst. Es ist anzunehmen, dass aus ihm der Rassetypus des Europäers entstand. Dieser verfiel bis zum Ende der Eiszeit bedingt durch geographische Isolationen in weitere Untergruppen. Der Menschentypus der mit dem Ende der Eiszeit dann auch gehäufter im nördlichen Mitteleuropa auftrat, wird gelegentlich als 'nordwestlicher' Typus, früher auch als 'westfälischer' Typus beschrieben, welchen man vor allem an der Kopfform festmacht. Hier wird gelegentlich von einer europäischen Urbevölkerung ausgegangen, die zwischen Irland und der Weichsel, zwischen Südschweden und den Alpen lebte. Wahrscheinlich Leute mit eher rundem Schädel, rotem Haar und grünen Augen. Vor 7000 Jahren war diese vermeintliche Urbevölkerung wohl schon in wenigstens drei verschiedene Kulturgruppen zerfallen, von denen die hiesige die östlichste war.