Die blauen Bänder

Die Unstrut

Weinbau an der Unstrut

Irgendwann zwischen dem 8. und 10.Jh. kam der Weinbau an Saale und Unstrut. Es war weniger der Durst der frühen Deutschen der ihn auslöste, sie bevorzugten wie ihre germanischen Vorfahren ohnehin eher Bier. Vielmehr war es der Gottesdienst, der Wein für seine Kulthandlungen verlangte. Daher wurde im Mittelalter Wein selbst in Gegenden angebaut, die dafür denkbar ungünstig waren, sogar in Südnorwegen. Den Weinbau begünstigte auch das mittelalterliche Klimaoptimum, in dem es ein paar Grad wärmer war als heute. Mit Beginn des Spätmittelalters war dieses Klimaoptimum jedoch vorbei, es wurde spürbar kälter, und zwar kälter als heute. Nach und nach verschob sich die Weinbaugrenze nach Süden. Auch der verbesserte Handel und Erkrankungen der Weinpflanzen trugen dazu bei. Bis zum 19.Jh. war das Weinbaugebiet an Saale und Unstrut das nördlichste der Welt. Abgesehen von einigen kleineren Anbaugebieten wie Werder bei Berlin, hat sich bis heute daran nichts geändert.

Die erste urkundliche Erwähnung findet der Weinbau an der Unstrut 998 in einer Urkunde Ottos III. Die Blütezeit der thüringisch-sächsischen Winzerei lag im 16. Jahrhundert. 1887 waren noch 1000 ha Rebfläche vorhanden. Im selben Jahr kam wie allerorten der Einbruch durch den Reblausbefall, so dass es um 1900 nur noch 31 ha Anbaufläche an der Unstrut gab. Zurzeit wird hier auf ca. 700 ha Wein angebaut, womit sich die Anbaufläche seit 1990 mehr als verdoppelte.

Die Bedingungen für den Weinanbau sind hier gut, gerade die Nordufer der Unstrut eignen sich dafür, hier liegt genügend hoher Schutz vor kühlen Nord- und Ostwinden vor, aber auch maximaler Einfluss der Sonne von Süden. Auch der durchlässige Felsboden trägt zum guten Wachstum bei. Gebietstypisch zeichnen sich die Weine von Saale-Unstrut durch ein feinfruchtiges und spritziges Bukett aus. Die Sonne scheint etwa 1.600 Stunden im Jahr. So sorgen das ausgewogene Klima, die Bodenart, eine gezielte Ertragsregulierung und die erfahrenen Hände der Winzer dafür, dass selbst hier im 'hohen Norden' Weine besonderer Güte und unverwechselbaren Charakters entstehen. Angebaut werden feinwürziger Müller Thurgau, feinfruchtiger Weißburgunder und erdiger Silvaner, aber auch spritzige Riesling-, die temperamentvollen Kerner und Bacchusweine, edler Grauburgunder oder seltener Gutedel.. Schon jeder vierte Liter Wein ist rot! Sie überzeugen durch Kraft und Frucht wie der vollmundige und schmelzige Blaue Zweigelt, der samtige Spätburgunder, der feurige Dornfelder oder der fruchtige Portugieser. Zudem produziert man so manche edelsüße Rarität aus Eiswein und Beerenauslesen.