Die blauen Bänder

Die Unstrut

Das Flussumfeld

Im Jahre 531 fand nach Gregor von Tours' Decem libri an der Unstrut die Entscheidungsschlacht zwischen Franken und Thüringern statt, die mit der Vernichtung und Einverleibung des frühmittelalterlichen Thüringischen Königreiches in das Frankenreich endete.

Bei der Schlacht bei Riade an der Unstrut wurden 933 die Magyaren (Ungarn) erstmals von einem deutschen Heer unter Heinrich I. Geschlagen.

Am 9. Juni 1075 schlug Kaiser Heinrich IV. in der Schlacht bei Homburg an der Unstrut (ehemaliges Kloster Homburg, etwa 1 km nördlich von Bad Langensalza) ein überwiegend aus einfachen Bauern bestehendes sächsisches Heer, um danach verheerend durch Sachsen und Thüringen zu ziehen. Dies führte schließlich am 27. Oktober zur vollständigen Unterwerfung der sächsischen Führer bei Spier (Sondershausen). Heinrich IV. hielt anschließend zahlreiche sächsische Große an verschiedenen Orten in Haft und vergab ihre Lehen anderweitig.

Vom 19. bis 21. Oktober 1813 überschritt die in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagene französische Armee die Unstrut bei Freyburg und an der Zeddenbachmühle, noch einmal kam es dabei zu einem blutigen Gefecht. Etwa 100.000 Mann wälzten sich über die von französischen Pionieren errichteten provisorischen Brücken. Napoleon selbst überwachte und leitete den Übergang. Die Franzosen hatten ihre Kanonen beherrschend auf den Höhen der Schweigenberge und bei Zscheiplitz postiert und konnten so die nachflutenden Alliierten aufhalten, so dass der weitere Rückzug gesichert war. Russen und Preußen überschritten die Unstrut erst am 22. Oktober.

Vom 18.Jh. an hatte die Unstrut eine nicht unbeträchtliche Bedeutung für den Gütertransport. Nachdem die Bahn die Unstrut erreichte, ging aber das Frachtaufkommen zurück. Ersatz findet die Schifffahrt in den Touristen, die die Reize der Unstrutlandschaft entdecken wollen. Eine wirtschaftliche Nutzung des Wasserweges besteht heute nicht mehr, jedoch wurde in den letzten Jahren die Unstrut als Tourismusgebiet entdeckt. Zahlreiche Wassersportvereine und Bootsverleihe bieten die Möglichkeit, die Unstrut mit dem Kanu oder dem Ruderboot zu bereisen. In folgenden Orten sind noch Schleusen in Betrieb: Artern, Ritteburg, Wendelstein, Tröbsdorf, Laucha, Zeddenbach, Freyburg. Auf dem Unterlauf verkehren von Karsdorf bis zur Mündung im Naumburger Blütengrund drei Personenschiffe, die 1888 erbaute MS „Fröhliche Dörte", die 1908 erbaute MS „Unstrutnixe" und die 1969 erbaute MS „Reblaus", die im Sommerhalbjahr zwischen Freyburg und Naumburg täglich dreimal verkehren.

Aufgrund der Begradigungen und Meliorationsmaßnahmen wurde die Auelandschaft der Unstrut im Laufe der Zeit stark beeinträchtigt. 1992 wurde vom Freistaat Thüringen ein Modellprojekt zur Revitalisierung der Unstrut begonnen.

Unmittelbar an der Unstrut liegt die Burgruine Wendelstein, auf der sich noch bewohnte Gebäude befinden. Im Ort Memleben befand sich im 10. Jahrhundert eine ottonische Kaiserpfalz, die häufig von Heinrich I. und Otto dem Großen besucht wurde. Im heutigen Ort findet man noch die Grundmauern des zugehörigen Klosters sowie die teilweise erhaltene Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert. Eine Dauerausstellung informiert über die Geschichte der Pfalz und des Klosters.

Im Ziegelrodaer Forst, der sich nördlich der Unstrut in der Nähe von Wangen hinzieht, wurde die Himmelsscheibe von Nebra auf dem Mittelberg gefunden. Das Barockschloss von Burgscheidungen, in dem mehrere Jahre die spätere Gräfin Cosel wohnte, ist derzeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Ein Glockenmuseum mit originaler Glockengießerwerkstatt aus dem Jahr 1790 ist in Laucha zu besichtigen. In Balgstädt befindet sich ein Wasserschloss, das nun als Gemeindeamt und als Herberge dient. Südlich des Ortes liegt das Naturschutzgebiet Tote Täler, in dem seltene Pflanzenarten, insbesondere Orchideen zu finden sind.

Über Freyburg erhebt sich die gut erhaltene Neuenburg mit einer spätromanischen Doppelkapelle und einem etwas abseits gelegenen Bergfried, dem „Dicken Wilhelm". In der Burg ist ein Museum eingerichtet. In Freyburg sind noch Teile der historischen Stadtmauer erhalten. Die Rotkäppchen Sektkellerei ist eines der ältesten Sekthäuser Deutschlands. Kurz vor der Einmündung des Flusses in die Saale steht an einem Weinberg das Max-Klinger-Haus, der letzte Wohnsitz des Leipziger Malers Max Klinger (1857-1920) und gleich daneben liegt dessen Grabstätte. Unweit dieses Platzes befindet sich bei Großjena ein 1722 in den Sandstein des Markgrafenberges eingehauenes barockes Relief, das sogenannte „Steinerne Bilderbuch".

Naumburg besitzt ein historisches Stadtzentrum, Touristenmagnet ist der Naumburger Dom mit den bekannten Stifterfiguren und dem Passionsrelief des Westlettners.