Landsberg/Warthe 

Neumark, Brandenburg


Geographische Lage

östl. L. 15° 14'
nörd. Br. 52°  43'
Höhe über NN 29

Sonstiges

Polnischer Ortsname Gorzów Wielkopolski

Gemeinden Wohnplätze Vorwerke ...

Einwohnerzahl (1939)

 

Ahnen aus dem Ort (FN)

Ausland, Fellmann, Heise, Päschel und Peik


Geschichtlicher Abriß

Im Jahre 1257, wurde von den Brandenburgischen Markgrafen an der Mündung des Flüsschens Kladow (Kłodawka) in die Warthe eine Stadt namens "Landisberch nova" angelegt . Es waren wohl Siedler aus der Gegend von Alt-Landsberg bei Berlin, aber auch aus dem heutigen Niedersachsen und Westfalen . Der Gründer der Stadt und zugleich ihr erster Bürgermeister (Vogt) war Ritter Albrecht de Luge . Die neue Stadt sollte außer der Erfüllung einer militärischen Schutzfunktion für die altwürdige Burg in Zantoch (Santok) ein wichtiger Wirtschaftsstandort zwischen Großpolen und Pommern werden. Das Ziel wurde erreicht - die Stadt überragte die Warthe und dominierte den Handel in der Region. Auch die Landwirtschaft blühte seinerzeit auf. Landsberg wurde durch den wilden Charakter der Kladow zu einem Mühlen-Zentrum. In der Stadt wurden Jahrmärkte und Börsen veranstaltet. Landsberg war eines der Wirtschaftszentren der Mark.

Zu Geschichte der Stadt gehören aber auch Kriege und Zerstörungen. Die Stadt hat mehrmals infolge von Bränden und Hochwassern stark gelitten und wurde mehrmals durch Seuchen heimgesucht. Im Jahre 1433 wurde sie durch die Hussiten belagert und im 17. Jh. stand sie unter schwedischer Besatzung. Die Stadt wuchs trotz vieler Niederlagen und nahm eine führende Rolle in der Wirtschaft der Region ein.

In der Antike war das Umland von Landsberg, die spätere Neumark, von Venetern besiedelt, etwa ab dem 3.Jh. erfolgte die germanische Besiedlung durch Burgunder und Vandalen, auch Langobarden, Rugier und Gepiden siedelten im weiteren Umfeld. Im Zuge der großen Völkerwanderung die etwa ab dem 5.Jh. hier einsetzte zog der Großteil der germanischen Bevölkerung ab . Nach einigen Jahrzehnten 'des Leerstandes' siedelten von Osten her slawische Neusiedler, vor allem in den Flußniederungen . Wie andern Orts in den östlichen Landen gab es wohl keine Probleme mit den Resten der alten germanischen Besiedlung, da diese auf den Hochebenen lebte und eine deutlich andere Wirtschaft betrieben . Wegen dieser Unterschiede ging die Assimilation wohl nicht so schnell voran . Die Namenskunde zeigt deutlich noch altes germanisches, ja sogar noch venetisches, Wortsubstrat in den Ortsnamen auf . Trotzdem waren bis zum 12.Jahrhundert in der Neumark kaum noch Reste der alten germanischen Kultur zu erkennen, das Gebiet war nunmehr dünn, aber dennoch großteils, slawisch . 

Seit Ende des 10. Jahrhunderts unter der Herrschaft Polens, rückte aber nach und nach mehr in den deutschen Einfluß- bzw. Herrschaftsbereich . Vom dritten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts an begann die Einwanderung niederdeutscher Siedler nördlich und südlich von Warthe und Netze zunächst auf Initiative der pommerschen und polnischen Herrscher. Sie bedienten sich dabei der Orden der Templer und Johanniter, die zunächst Klöster gründeten und dann in deren Bereich Siedlungen errichteten. Im Norden bauten Pommern und Polen zum Schutz der Grenze Burgen, zu deren Füßen ebenfalls neue Siedlungen entstanden.

Auch die Mark brandenburgischen Herrscher, die Askanier, waren bestrebt, östlich der Oder Fuß zu fassen. Zu einem wichtigen Stützpunkt wurde die Kastellanei Zantoch mit dem einzigen Wartheübergang. Sie war in polnischer Hand, wegen ihrer strategischen Bedeutung aber über lange Zeiten ein Streitobjekt mit den Pommern gewesen. Des Streites müde überließ Polenkönig Premisl 1254 die Kastellanei dem brandenburgischen Markgrafen Konrad als Mitgift für seine Tochter Konstanza. Zur Sicherung des Gebietes gründete Markgraf Johannes I. 1257 die Stadt Landsberg. Durch weiteren Landerwerb konnten die Askanier ihren Herrschaftsbereich weiter nach Osten bis zum Fluss Drage und nach Norden bis zum Fluss Persante ausdehnen. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts war die Besiedelung des „Terra trans Oderam“ im Wesentlichen abgeschlossen. Die neuen Siedler waren in der Hauptsache aus den Magdeburger und altmärkischen Landen gekommen. Zum Machtzentrum der Neumark, wie das Gebiet etwa vom 15. Jahrhundert an genannt wurde, entwickelte sich die Stadt Soldin, die 1261 in den Besitz der Askanier gekommen war.

Mit dem Aussterben der Askanier 1320 ließ das Interesse Brandenburgs an der Neumark spürbar nach. Weder die Wittelsbacher (1323 - 1373) noch die Luxemburger Herrschaftshäuser kümmerten sich um die Weiterentwicklung ihrer östlich der Oder gelegenen Gebiete. Das politische Vakuum nutzten die Polen mit mehrfachen zerstörerischen Einfällen, und Raubritter terrorisierten die Bevölkerung. 1402 wurde die Neumark an den Deutschen Ritterorden verkauft, doch auch der ließ das Land weiter verfallen. Die eigene Misswirtschaft zwang den Orden, die Neumark bereits 1454 wieder an den brandenburgischen Kurfürsten ]]Friedrich II. (Brandenburg)|Friedrich II.]] aus dem Hause Hohenzollern zu verpfänden. Nachdem Friedrich II. die Neumark 1463 für 40.000 Gulden endgültig erworben hatte, gehörte die Neumark mit Ausnahme der Zeit zwischen 1535 und 1571 auf Dauer zu Brandenburg. 1535 machte Markgraf Hans von Küstrin die Neumark zeitweise zu einem selbständigen Staatsgebilde und leitete die Konsolidierung des Landes ein. Dabei wirkten sich die Folgen der 1537 eingeführten Reformation günstig aus, denn aller Stifts- und Klosterbesitz mit seinen reichen Einnahmen wurde in landesherrliches Eigentum überführt. 1548 wurde der Regierungssitz von Soldin nach Küstrin verlegt. Der Dreißigjährige Krieg machte der Neumark schwer zu schaffen. Schwedische wie kaiserliche Truppen zogen plündernd und brandschatzend durch das Land, die Pestepidemien der Jahre 1626 und 1631rafften die Bevölkerung dahin. Während der schwedischen Besetzung musste die Neumark 60.000 Taler und 10.000 Wispel Roggen an Stationierungskosten aufbringen.

Mit der Gründung des preußischen Staates 1701 begann sich die Situation der Neumark wieder zu verbessern. Bereits unter König Friedrich I. setzte eine neue Kolonisationswelle ein, und zu den neuen Einwanderern zählten auch zahlreiche reformierte Franzosen, die ihres Glaubens wegen ihre Heimat verlassen mussten. Zielgerichtet wurde in der Neumark das Tuchmacherhandwerk angesiedelt. Einen erneuten Rückschlag für das wirtschaftliche Leben brachte der Siebenjährige Krieg mit sich, als erneut hohe Kontributionen aufgebracht werden mussten. Erheblicher Landgewinn und wirtschaftliche Konsolidierung kam durch das Trockenlegungsprogramm von Friedrich dem Großen für das Warthe- und Netzebruch ab 1770 für die Neumark zum Tragen.

Die Neugliederung Preußens auf Grund der territorialen Veränderungen durch den Wiener Kongress 1815 veränderte auch die politische Gliederung der Neumark. Die Kreise Dramburg und Schivelbein sowie die nördlichen Teile des Kreises Arnswalde mit der Stadt Nörenberg wurden Pommern zugeschlagen. Das verbliebene Gebiet der Neumark mit den Kreisen Königsberg/Nm., Soldin, Arnswalde, Friedeberg, Landsberg/W., Weststernberg (Reppen), Oststernberg (Zielenzig), Züllichau-Schwiebus und Crossen wurde in den neu geschaffenen Regierungsbezirk Frankfurt/Oder eingegliedert. Als 1938 die Provinz Grenzmark aufgelöst wurde, wurde die Neumark um die Kreise Schwerin/W. und Meseritz erweitert, im Gegenzug gingen aber die Kreise Arnswalde und Friedeberg nach Pommern.

Die Rote Armee erreichte die Neumark Ende Januar 1945. Von den 645.000 Einwohnern (Volkszählung 1939) waren noch rund 400.000 anwesend, von ihnen kamen in den darauffolgenden Wochen bis Kriegsende bis zu 190.000 gewaltsam ums Leben (d.h. 47,5 % der anwesenden Gesamtbevölkerung). Das ostbrandenburgische Gebiet ist damit die Region Deutschlands mit den höchsten Verlusten unter der Zivilbevölkerung. Die verbliebene Restbevölkerung wurde dann in den Jahre 1945 bis 1947 nahezu vollständig vertrieben. Die Vertreibung und vollständige Enteignung der deutschen Bevölkerung erfolgte mit Hilfe der von der polnischen Regierung erlassen Bierut-Dekret, welche auf den Vereinbarungen der vier Alliierten fußten . 

Infrastruktur vor 1945

Das Gebiet der Neumark war von jeher von der Land- und Forstwirtschaft geprägt. Auch die mittelgroßen Siedlungen war zumeist Ackerbürgerstädte. Vom 19. Jahrhundert an gewann das Tuchmachergewerbe an Bedeutung. Mit dem Bau der modernen Verkehrswege, die Fernverkehrsstraße 1 Berlin - Königsberg und die Ostbahn durchquerten die Neumark, wurde auch die Voraussetzung für industrielle Ansiedelungen geschaffen. Sie waren hauptsächlich auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft ausgerichtet und konzentrierten sich auf die beiden großen Städte Landsberg und Küstrin.

Die Neumark in Polen

Schon im Frühjahr 1945 unterstellte die UdSSR das Gebiet durch einseitigen Beschluss der polnischen Zivilverwaltung. Durch die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz vom Juli/August 1945 kam das Gebiet offiziell unter polnische Verwaltung. Die ansässige Bevölkerung wurde - soweit nicht bereits geflohen oder in den Kriegswirren umgekommen - vertrieben und per Dekret vom 6. März 1946 enteignet. An ihre Stelle traten zu etwa zwei Dritteln Bürger aus Zentralpolen sowie zu ca. einem Drittel ebenfalls aus ihrer Heimat vertriebene Ostpolen und Ukrainer.1975-98  gehörte die Neumark zu den Woiwodschaften Gorzów Wielkopolski (Landsberg/Warthe) und Zielona Góra (Grünberg); nur ein kleiner Teil um Chojna (Königsberg Nm.), gehörte zur Woiwodschaft Szczecin (Stettin).

Nach der Neugliederung Polens nach der Demokratisierung gehört der größte Teil der Neumark zur Woiwodschaft Lebus, deren Kernland sie nun bildet. Ein kleiner Teil gehört zur Woiwodschaft Westpommern. Seit dem 1. Januar 1999 gehört fast die ganze Neumark der Woiwodschaft Lebus an.

Literatur

Weblinks


  • Quelle http://wiki-de.genealogy.net/wiki/Zechow


  • Erstellt von St.Bruns, Berlin