[zurück zur Startseite]

Geiseltal

westlich Merseburg


 

Beschreibung

Das Geiseltal ist eine Landschaft in Sachsen-Anhalt westlich von Merseburg im Landkreis Saalekreis.

Namensgeber ist die in Mücheln entspringende Geisel, ein knapp 25 km langer Nebenfluss der Saale. Hauptorte sind heute Braunsbedra und Mücheln. Eine Zusammenlegung dieser und kleinerer Orte zu einer Einheitsgemeinde "Geiseltal" ist im Werden.

 

Geschichtlicher Abriß

Vorgeschichte

Im Geiseltal wurden hochwertige Fossilien der mitteleozänen Fauna gefunden, unter anderem von einer frühen Pferdeart (Propalaeotherium). Vor allem das paläologische Seebecken von Neumark-Nord ist besonders reich an Fossilien, wobei es sich bei diesen Funden jedoch nicht um eozäne sondern um pleistozäne Fossilien handelt, die zusammen mit archäologischen Hinterlassenschaften des eiszeitlichen Menschen geborgen wurden. Diese eozänen Fundstücke sind heute im Geiseltalmuseum in Halle ausgestellt, die archäologischen und paläontologischen Reste aus dem Eiszeitalter hingegen im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle.

 

Frühgeschichte

Im Zuge der Sanierung und Flutung des Tagebaus Mücheln führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in den altsteinzeitlichen Fundstellen nördlich von Frankleben seit 2003 umfangreiche Ausgrabungen durch (die MZ berichtete). Dabei handelt es sich um ein internationales Kooperationsprojekt, in das das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz und die Universität Leiden aus den Niederlanden einbezogen sind. Ihre Untersuchungen im Geiseltal werden aufgrund des ansteigenden Wasserpegels Ende des Monats abgeschlossen.
Das ist für Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) Anlass, die Grabungsstelle zu besuchen. Er wird dort am Dienstag erwartet, teilt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in einer Pressemitteilung mit. Dabei sollen ein erstes Resümee gezogen und einige wissenschaftlich bedeutende Funde und Erkenntnisse erläutert werden, wird informiert.
Neben Lagerplätzen unter anderem des Neandertalers konnten während der vergangenen fünf Jahre in großem Umfang Funde geborgen werden, die Aufschluss über das Leben der frühen Menschen sowie ihre Umwelt geben. Vor allem handelt es sich dabei um Knochenreste erbeuteter Tiere, Feuersteingeräte mit deutlichen Schnittspuren, Muscheln und Überbleibsel von Schneckenarten. Bei Neumark Nord handelt es sich somit um einen Fundort der Altsteinzeit (400 000 bis 60 000 Jahre vor heute) von internationaler Bedeutung.

 

Mittelalter

Aus dem 5.Jahrhundert ist bekannt, dass die Gegend um das Geiseltal unter Herrschaft der Thüringer, es wird angenommen dass es zuvor schon dass Stammgebiet der Thüringer war. Wenige Jahrzehnte später, als die Thüringer in kriegerischen Konflikt mit dem Merowinger-Reich gerät besetzen Sachsen dieses Gebiet und es verbleibt zukünftig bei Sachsen als dessen äußerster südöstlicher Vorposten. Es scheinen Friesen gewesen zu sein, die im Verband mit sächsischen Kriegern sich wohl befanden, die hier später angesiedelt wurden, denn das Land wird später als Friesenfeld bezeichnet. 

Das Friesenfeld war wohl schon im frühen Mittelalter recht stark besiedelt. Insbesondere trifft dies für das Geiseltal zu in welchen sich bald ein Dorf nach dem anderen reihte, wie auf einer Perlenschnur. Die Namen der Dörfer sind mal auf Sachsen, mal auf Thüringer, oder auch Franken zurückzuführen. Aber es gibt auch viele Dörfer deren Namen eindeutig slawischen Ursprungs sind. Slawische Siedler sickerten hier wohl immer wieder ein, wurden aber möglicherweise hier auch zwangsweise angesiedelt.

 


Neuzeit


Der Abbau von Braunkohle ist erstmals für 1698 bezeugt, höchstwahrscheinlich jedoch älter. 1993 wurde der letzte Tagebau aufgegeben. Besonders nach 1945 bewirkte der großräumige Tagebau landschaftliche Veränderungen. Orte im Abbaugebiet wie Lützkendorf oder Naundorf verschwanden, Straßen und Bahnlinien wurden neu trassiert.

Das verbliebene Tagebaurestloch wird seit dem 30. Juni 2003 bis voraussichtlich 2010 zum Geiseltalsee geflutet. Dieser wird der zwölftgrößte See Deutschlands sein. Zwischenzeitlich haben sich in den Restlöchern neue Biotope gebildet, am bekanntesten ist eine Kolonie afrikanischer Bienenfresser. Der Geiseltalsee bietet auch ideale Voraussetzungen für den Weinbau. Der Südhang wurde auf 25% Steigung abgetragen und die Nordseite wird später durch einen Wald geschützt sein. Die 17 Quadratkilometer Wasseroberfläche bieten beste Voraussetzungen: das Wasser reflektiert die Sonne, speichert die Wärme tagsüber und gibt diese nachts wieder an den Hang ab.

 

Erstellt von St.Bruns, Berlin